Lernen allgemein

Das Gehirn

               

 

 

 

Themenübersicht

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Peripheres und zentrales. 2

Nervensystem.. 2

Die wichtigsten Hirnbereiche. 2

Aufgaben der Hirnbereiche. 4

Das Großhirn. 4

Symmetrische Großhirnrinde. 4

Assymetrische Großhirnrinde. 6

Limbisches System.. 6

Der Hippokampus. 6

Gesamtvernetzung. 7

Die Nervenzellen. 7

Die Erregungsübertragung. 7

Neuronale Plastizität 7

Plastizität der Synapsen. 8

Plastizität der Neuronen. 8

Plastizität der Zuständigkeit 8

Arten der Informationsspeicherung. 8

Neuronale Repräsentation. 8

Einige Zahlen. 9

Links. 9. 9

 

Die folgenden Ausführungen basieren maßgeblich auf den Ausführungen von EDELMANN und von SPITZER.

Peripheres und zentrales

Nervensystem

Das menschliche Nervensystem gliedert sich in das sog. periphere Nervensystem (z. B. die Sinneszellen auf der Haut, in den Augen, Auf der Zunge etc,) und in das sog. Zentralnervensystem. Das Zentralnervensystem umfasst Rückenmark und Gehirn.

Die wichtigsten Hirnbereiche

Die „Auswertung“ der Signale, die durch die Neuronen übermittelt werden (dazu weiter unten), findet in verschiedenen Bereichen des Zentralnervensystems (Gehirn, Rückenmark) statt.

Die wichtigsten Bereiche sind Großhirn, Hinterhirn (v. a. Kleinhirn), Mittelhirn, Nachhirn und Zwischenhirn mit Thalamus und Hypothalamus.

Die folgende Darstellung zeigt u. a. diese Bereiche schematisch auf.

Diese Bereiche haben zwar Aufgabenschwerpunkte, sind aber in vielfältiger Weise miteinander verbunden.

Aufgaben der Hirnbereiche

Die Großhirn ist verantwortlich für die Verarbeitung komplexer sensorischer Nachrichten, für kognitive Leistungen wie Sprechen und Denken, Lernen und Gedächtnis und die Entwicklung von Handlungskonzepten. Tiefere Abschnitte im Großhirn, v. a. das sog. limbische System sind für die Entstehung und Steuerung von Emotionen und Motivationen verantwortlich.

Der Thalamus ist die wichtigste Schaltstelle zwischen Großhirn und den anderen Hirnbereichen (sog. subcorticale Bereiche)

Der Hypothalamus ist oberstes Koordinationszentrum für das autonome Nervensystem (= was wir nicht direkt steuern können; z. B. Verdauung) und mit der Hypophyse zusammen verantwortlich für den Hormonhaushalt.

Das Mittelhirn ist für Aufmerksamkeit und Wachheit zuständig und Ausgangspunkt für Augen- und Gesichtsbewegung.

Das Kleinhirn ist v. a. für die Motorik zuständig.

Das Nachhirn ist zuständig für wichtige Reflexe, wie Atemreflex.

Das Großhirn

Das Großhirn besteht aus zwei gefurchten Halbkugeln – den Hemisphären -, die durch einen tiefen Einschnitt von einander getrennt sind. Die beiden Hemisphären sind durch einen dicken Nervenstrang - dem sog. Balken – miteinander verbunden. Die ca. 1 mm dicke, mehrschichtige äußere Hülle der Hemisphären heißt Großhirnrinde oder Cortex (auch „graue Substanz“ genannt).

Unterhalb der Großhirnrinde findet sich das limbische System, das dem subcorticalen (= unterhalb des Cortex) Bereiches zugerechnet wird.

Vereinfacht gesagt, besteht das Großhirn aus Großhirnrinde (= Cortex) und limbischem System (= subcorticaler Bereich)

Symmetrische Großhirnrinde

Eine der wichtigsten Aufgaben der Großhirnrinde ist die Verarbeitung von Sinneseindrücken und die bewusste Steuerung der Bewegung (das eine ist sinnvoller Weise mit dem anderen zu koordinieren).

Für welche Aufgaben die Bereiche der Großhirnrinde normaler Weise zuständig sind, veranschaulicht das folgende Bild. Dabei ist der beanspruchte Platz auf der Großhirnrinde abhängig von der Sensibilität des zu steuernden Körperteils (Hand braucht z. B. mehr Platz als Nase).

 

 

 

Deutlich wird an diesem Bild, dass die Hirnbereiche symmetrisch zu den gesteuerten Körperteilen platziert sind.

Die Symmetrie ist jedoch seitenverkehrt: ein linkes Hirn-Areal ist für den jeweils rechten Körperteil zuständig und umgekehrt. So wird z. B. eine rechte Schreibhand durch die linke Hirnhälfte gesteuert.

Assymetrische Großhirnrinde

Neben der symmetrischen Verarbeitung von Sinnesdaten und der Steuerung der Motorik finden sich auf der Großhirnrinde und in den Hemisphären Funktionsbereiche, die assymetrisch sind, d. h. nur auf einer Seite vorkommen.

Auf dem folgenden Bild sind die Funktionen und ihre Platzierung aufgezeigt.

Die beiden Hirnhälften sind über den Balken in einem intensiven Austausch, so dass der Mensch über ein Gehirn mit zwei hochspezialisierten, sich gegenseitig ergänzenden Hälften verfügt.

Auch wenn es keine Rechts- bzw. Linkshemisphäriker im strengen Sinne gibt, so scheint es doch Tendenzen zu unterschiedlichen Aktivierungsstärken zu geben. 

Limbisches System

Wie oben erwähnt findet sich unter der Großhirnrinde das limbische System, das für Emotionen und Motivation zuständig ist. Dieser Bereich steht – durch den Thalamus vermittelt – jedoch in regem Austausch mit der Großhirnrinde.

Der Hippokampus

Besonders zu erwähnen ist im Zusammenhang mit dem Lernen noch der sog. Hippokampus. Der Hippokampus liegt tief im Gehirn, jeweils rechts und links an der Innenseite des Schläfenlappens (siehe Bild; der Ort ist mit „HIP gekennzeichnet).

Der Hippokampus ist zuständig für die Speicherung von (neuen und wichtigen) Ereignissen. Zum Lernen von Fertigkeiten oder allgemeinen Regeln wird der Hippokampus nicht gebraucht, jedoch zum Lernen von Vokabeln oder Ortserinnerungen und anderen Einzelereignissen.

Besonderes Interesse hat der Hippokampus auch auf sich gezogen, weil er – im Gegensatz zur Großhirnrinde - zum Erstaunen der Forschung nachgewiesenermaßen Neuronen neu bilden kann.

Gesamtvernetzung

Selbstverständlich sind auch die anderen Bereiche des Gehirns miteinander verbunden und reagieren aufeinander.

Für das Lernen ist besonders die Verbindung der beiden Hirnhälften und die Fähigkeit, begrifflich, abstrakte und analytische Leistungen der linken Hälfte durch bildhafte, konkrete und ganzheitliche der rechten Seite zu ergänzen. Dabei spielt der Austausch mit dem limbischen System, der Einfluss von Emotionen und Motivationen eine bedeutsame Rolle.

Die Nervenzellen

Nervenzellen bestehen aus einem Zellkörper sowie verschiedenartigen Fortsätzen, den sog. Dendriten und dem relativ langen Axon (Nervenfaser).

Die einzelnen Zellen sind durch Synapsen miteinander verknüpft. Dabei haben die Synapsen keinen direkten Kontakt mit den anderen Neuronen (synaptischer Spalt).

Die folgende Abbildung zeigt diesen Aufbau schematisch.

Obwohl der Kopf eines Neugeborenen nur halb so groß ist wie der eines Erwachsenen, nimmt mit zunehmendem Alter nicht die Anzahl der Neuronen – die ist von Geburt an vorgegeben -, sondern die Dicke der Faserverbindungen zu. (Bisher konnte nur Neuronenwachstum im Hippokampus nachgewiesen werden.)

Die Erregungsübertragung

Neuronen können elektrische Signale von anderen Neuronen empfangen, die an Dendriten und Zellkörper mit ihren Synapsen „andocken“. Wird das Neuron genügend aktiviert, kann es selbst einen Impuls über das Axon (nur eines pro Zelle) an ein anderes Neuron weitergeben

Die Übertragung an den Synapsen geschieht dadurch, dass beim Eintreffen des Impulses kleine Bläschen in der Synapse, die einen chemischen Überträgerstoff (Neurotransmitter) enthalten, mit der Wand der Synapse verschmelzen, wodurch der Stoff freigegeben wird und das nachfolgende Neuron erregt.

Die Übertragung von einem Neuron zum anderen kann mehr oder weniger stark sein. Diese Stärke ist abhängig von der Stärke der synaptischen Verbindung und damit der ausgeschütteten Menge an Überträgerstoff.

Ob ein Neuro aufgrund einer Erregung durch eine oder mehrere anderen Neuronen selbst einen Impuls erzeugt, ist abhängig von der Stärke der Erregung. Das heißt: Neuronen geben ab einer gewissen Erregung selbst einen Impuls ab, wobei dieser Impuls eine gewisse Stärke hat, die unabhängig von der Erregung ist. 

Neuronale Plastizität

Das Gehirn ist kein statisches Organ, sondern auf verschiedenen Ebenen Anpassungsfähig: Die Impulsübertragung kann sich zwischen den Synapsen verändern, die Neuronen selbst können sich verändern und die Bereiche der Zuständigkeiten der Hirnareale können sich verändern. Im Folgenden Ausführlicheres zu diesen unterschiedlichen Ebenen.

Plastizität der Synapsen

Neuronen erhalten elektrochemische Impulse von bis zu über einigen tausenden eingehenden Synapsen. Sie reduzieren diese Signale auf ein einziges ausgehendes elektrochemisches Signal. Der intelligenzschaffende Mehrwert entsteht durch die geschickte Gewichtung der eingehenden Signale und deren Reduzierung auf ein ausgehendes Signal.

In der Animation passiert folgendes: von oben rechts kommt ein Signal (gelb-rotes Geflimmer) einer fremden Zelle. Es erreicht die Synapse (Verdickung) des Zellkörpers (schwarzes Dreieck). Die Synapse ist relativ durchlässig, sodass das elektrische Signal über einen chemischen Zwischenschritt die Zelle erreicht.

Synapsen regulieren Signalübergänge: Software-Lösungen zur synaptischen Plastizität auf Englisch...

Innerhalb der Zelle wird das Signal ausgewertet und es führt in diesem Fall zur Erzeugung eines ausgehenden Signals, welches die Zelle über deren Axon (dicker Strich oben) verlässt. Ein zweites Signal, welches die Zelle von unten links erreicht, gelangt nicht in den Zellkörper: die Synapse unten links ist nicht durchlässig genug.

Die Synapsen selbst können sich nun derart verändern, dass sie eingehende Signale mit einer grösseren oder einer kleineren Wahrscheinlichkeit an das Neuron weitergeben.

Dieser Effekt heißt synaptische Plastizität und wird als ein wesentlicher Baustein von Lernvorgängen betrachtet. Jedes mal wenn eine Synapse an einer erfolreichen Entscheidung beteiligt war, erhöht sich ihre Wahrscheinlichkeit eingehende Signale an das Neuron weiterzugeben. Man könnte sagen: Die Synapse hat gelernt.

Plastizität der Neuronen

Die Neuronen des Gehirns werden hauptsächlich im pränatalen Alter ausgebildet und diese Quantität – darauf wurde oben schon hingewiesen - ändert sich später kaum.

Die Anzahl der Synapsen ändert sich im Laufe der Zeit jedoch beträchtlich. Die Anzahl der Synapsen nach der Geburt beträgt ca. 50 Billionen. Das entspricht ca. 500 pro Neuron. In den ersten Lebensjahren bis ca. zum 5. Lebensjahr steigt die Anzahl der Synapsen steil an. Zu dieser Zeit ist das Maximum mit ca. 1000 Billionen Synapsen erreicht. Nach diesem Lebensabschnitt reduziert sich die Anzahl der Synapsen auf ca. die Hälfte (500 Billionen).

Es ist sehr wichtig festzuhalten, dass dieser Prozess dynamisch stattfindet. Das bedeutet, dass keine Synapse permanent vorhanden ist. Es ist möglich, die Bildung und Zerstörung zu beeinflussen. Den Prozess der Synapsenbildung kann man mit einem Straßensystem vergleichen: Die meist befahrenen Straßen werden ausgebaut, während diejenigen, die kaum benützt werden immer baufälliger werden.

Plastizität der Zuständigkeit

Im Gehirn gibt es Zuständigkeiten, d. h. jeder Bereich reagiert nur auf Informationen bestimmter Sender. Es gibt Bereich, die für das Auge bzw. das Sehen zuständig sind, es gibt Bereiche, die für das Ohr bzw. Hören zuständig etc.

Das erstaunliche ist, dass 96% der Grosshirnrinde – der Bereich mit dem Namen „Neocortex“ -  völlig gleich aufgebaut ist, aber trotzdem spezialisierte Regionen ausgebildet hat.

Diese spezialisierten Regionen werden kortikale Karten genannt. Diese Karten können sich aber verändern. So lässt sich zeigen, dass sich beim Erlernen der Blindenschrift die kortikale Karte des „lesenden“ Zeigefingers vergrößert. Wie sich diese Veränderung auf die benachbarten Karten auswirkt, ob sie dadurch z. B. zurückgedrängt werden oder ob es zu stärkeren Überlappungen kommt, ist noch nicht vollständig geklärt.  

Arten der Informationsspeicherung

Grundsätzlich kann von zwei Arten der Informationsspeicherung ausgegangen werden: Zum einen die kurzzeitige aufrechterhaltene Aktivierung von Neuronen (auch dynamisches Engramm genannt) und die langfristigere strukturelle Speicherung (auch strukturelle Engramme bezeichnet).

Dabei darf aus dieser Unterscheidung nicht einfach auf die Existenz von getrennten Kurz- und Langzeitgedächtnis gefolgert werden. Diese Arten könnten auch unterschiedliche Stadien der Verarbeitung repräsentieren. Die Forschung ist sich hier noch nicht einig.   

Neuronale Repräsentation

Nachdem nun deutlich wurde, wie plastisch und damit anpassungs- und lernfähig das Gehirn ist, soll noch dargelegt werden, wie man denn lernt bzw. was das Gelernte ist.

Sinnesorgane registrieren Charakteristika und Strukturen der Außenwelt und schicken einen Impulse ans Gehirn. Dieser Impuls beeinflusst die Stärke der Synapsen eines Neuronen im Gehirn. Man könnte sagen, das Neuron repräsentiert dann etwas aus der Außenwelt.

In Wirklichkeit ist aber nicht nur ein Neuron, sondern eine ganze Gruppe von Neuronen – eine sog. Neuronenpopulation – für die Verarbeitung zuständig. Dies macht die Repräsentation widerstandsfähiger gegen Ausfälle und ermöglich die Differenzierung der Information.

Differenzierung könnte z. B. heißen, dass gewisse Neuronen bei der Wahrnehmung eines Tons über das Ohr, feuern, wenn der Ton erklingt, andere Neuronen nur einmalig feuern, wenn der Ton beginnt oder endet, wieder andere wenn er lauter oder leiser wird etc.

Einige Zahlen

*       Das Zentralnervensystem besitzt schätzungsweise 100 Milliarden Nervenzellen, aber nur 25 Millionen verbinden das Zentralnervensystem mit dem peripheren Nervensystem.

*       In der Großhirnrinde – dem  Kortex (dazu weiter unten) – finden sich beim Mann etwa 22,8 Milliarden und bei der Frau 19,3 Milliarden Neuronen (durchschnittliches Gewicht 1375g bzw. 1245 g). Diesen 16% Unterschied entsprechen jedoch keine Leistungsunterschiede. Es scheint dass die  Männer die größeren, die Frauen aber die effizienteren Gehirne haben.

*       Die Länge aller Nervenfasern im menschlichen Gehirn misst etwa 500 000 km, außerhalb des Gehirns kommen noch mal 380 000km hinzu.

*       Die Nervenleitgeschwindigkeit, die Geschwindigkeit mit der die Informationen von Zelle zu Zelle weitergegeben werden, beträgt rund 144 km/h.

*       Das menschliche Gehirn macht etwa 2% des durchschnittlichen Körpergewichts aus und verbraucht 20% des Blutes, das durch den Körper gepumpt wird.

*       Der Mensch wird mit seinem relativen Gehirngewicht nur von Spitzmäusen übertroffen, deren Gehirn etwa 4% ihres Körpergewichts ausmacht.

 

Links

Beschreibung

http://www.archlab.tuwien.ac.at/w252/uni21/reder/www/biological.html#p21

Grundsätze des Lernens aus biologischen Grundlagen abgeleitet

BrainInfo: A Primate Brain Information System

Sensationeller Hirnatlas