Lernen allgemein

Lerntypen

               

 

 

 

Die Idee der Lerntypen

Da wir über unterschiedliche Kanäle Informationen aufnehmen können stellt sich einerseits die Frage, ob es für das Lernen besonders gute Kanäle gibt bzw. ob es individuelle Unterschiede gibt, die den einen Lerner besser das Gelesene, den anderen besser das Gehörte etc. verarbeiten lässt.

Vor dem Hintergrund besonders der Forschung von PAIVIO zur dualen Kodierung – einer verbalen (Sprache) und einer imaginalen Informationsverarbeitung (= Bilder) – bekam die Lerntypentheorie neuen Aufwind.

Aktuelle Forschungslage

Es gibt eindeutig Unterschiede bei der Verarbeitungsleistung der unterschiedlichen Sinneskanäle. Dies lässt sich durch einen einfachen Test (siehe unten) aufzeigen. DAHMER schätzt die Behaltensleistung von Gehörtem auf 5-20%, von Gesehenem auf 20-30%. In wie weit diese Daten belegt sind und unter welchen Bedingungen und auf welchen Lernstoff seine Aussagen bezogen sind, sagt er nicht.

Der unten angebotene Test wird Unterschiede in der Verarbeitungsleistung aufzeigen und vielleicht werden unterschiedliche Personen auch jeweils andere Sinneskanäle aufgrund der Testresultate favorisieren, daraus jedoch eine Typentheorie abzuleiten, wäre eine deutliche Überinterpretation.

Die Forschung konnte überdauernde Unterschiede bei Testpersonen feststellen, was die visuellen Fähigkeiten,  z. B. die Raumvorstellung anbetrifft und es konnten auch Testgruppen aufgeteilt werden in Menschen, die mit Bildern und Wörtern gleich gut, gleich schlecht oder dauerhaft besser mit Bildern lernten, unterschieden werden. Der Unterschied lässt sich jedoch nahe liegender durch Lese- und Sprachdefizite erklären.

Fazit

Statt überdauernder Lerntypen findet man innerhalb jeder Person eine Vielfalt von Verarbeitungsweisen, deren Einsatz abhängt von der Aufgabe, den wahrgenommenen Informationen, der Erinnerungssituation und anderer Bedingungen.

Lerntechnisch kann daraus der Rat abgeleitet werden, dass eine multiple Sinnesverarbeitung (Hören, Sehen, Fühlen etc.) im Durchschnitt positivere Resultate erbringt als eindimensionale Verarbeitung.

Tests

Im Folgenden Tests, die angeblich Lerntypen nachweisen.

Test 1

(I.)
1. Liegt Ihnen handwerkliches Arbeiten?
2. Erzählen Sie gerne, oder tragen Sie gerne vor?
3. Könne Sie ein Instrument spielen?
4. Müssen Sie schwierige Wörter mehrmals Aufschreiben, um sie zu behalten?
5. Treiben Sie gerne Sport?

(II.)
1. Besuchen Sie gerne ein Konzert, eine Oper oder sonstige Musikveranstaltungen?
2. Erkennen Sie Ihre Mitmenschen schon an der Stimme?
3. Ziehen Sie einen Vortrag einer tonlosen Diaserie vor?
4. Können Sie einmal Gehörtes behalten?
5. Bringt Sie leichte Musik in eine beschwingte Stimmung?

(III.)
1. Betrachten Sie gerne Photos oder Gemälde?
2. Sind Sie in der Lage, sich in einer fremden Gegend schnell zurechtzufinden?
3. Können Sie einen gesehenen Stummfilm wiedererzählen?
4. Können Sie sich daran erinnern, wo das von Ihnen Gelesene steht?
5. Können Sie eine Wäscheklammer aus dem Gedächtnis zeichnen? Die Funktionsweise der Klammer muß erkennbar sein.

(IV.)
1. Reagieren Sie schnell in gefährlichen Situationen?
2. Sind Sie in der Lage, ein bestimmtes Geschehen zeichnerisch zu Papier zu bringen?
3. Wandern oder reisen Sie gerne?
4. Schreiben Sie gerne (z.B. Briefe, Aufsätze)?
5. Können Sie einen Apparat nur bedienen, wenn Sie selbst einmal die einzelnen Handgriffe gemacht haben? Eine Erklärung genügt Ihnen nicht!

(V.)
1. Behalten Sie leicht Melodien?
2. Sie müssen ein Referat halten. Werden Sie sicherer, wenn Sie sich zuvor Ihre Ausarbeitung mehrmals laut vorsprechen?
3. Können Sie aufgrund von Geräuschen feststellen, um was es sich handelt?
4. Bleibt Ihnen ein für Sie neues Wort besser im Gedächtnis, wenn Sie es mehrmals vor sich hinsprechen?

(VI.)
1. Können Sie Geschehenes gut beschreiben?
2. Lernen Sie besser, wenn Sie einen neuen Stoff nicht nur vorgetragen bekommen, sondern dazu noch ein Schaubild sehen?
3. Müssen Sie ein neues Wort nur lesen, um es zu behalten? Ein mehrmaliges Schreiben ist nicht notwendig!
4. Genügt Ihnen ein tonloser Film, um sich über eine Sache ein Bild zu machen?
5. Können Sie eine Skizze von dem Weg zwischen Ihrer Wohnung und Ihrem Arbeitsplatz oder Wohnung und Schule anfertigen?

Die Gruppen I und IV stehen für den taktilen Kanal (fühlen), die Gruppen III und VI stehen für den visuellen Kanal (sehen), die Gruppen II und V stehen für den akustischen Kanal (hören). Je mehr Ja-Antworten man in einem Bereich gegeben hat, desto höhere Aufnahmefähigkeiten hat man über diesen Kanal. Man sollte einen möglichst großen Anteil seines Wissens über seine wichtigsten Kanäle aufnehmen. Um den visuellen Eindruck zu verstärken, kann man z.B. mit Unterstreichungen, Einrahmungen und Farben arbeiten. Den akustischen Kanal kann man mit einbeziehen, indem man den Lernstoff deutlich ausspricht.

Test 2

Bitte kreuzen Sie die Lösungen zu den folgenden Fragen an!

 

Welche der folgenden Ausdrücke benutzen Sie besonders häufig? Holen Sie sich dazu gegebenenfalls Feedback von Freunden, Verwandten oder Arbeitskollegen ein.

A)

„Schauen wir mal“, „Sieh mal“ oder „Aus der Perspektive betrachtet ..."

r

B)

„Das klingt gut“, „Ich verstehe“ oder „Jetzt hör mir mal zu!“

r

C)

„Dabei habe ich ein gutes Gefühl“, „Ich kriege das in den Griff“ oder „Wir müssen mal zusammenrücken.“

r

Ein Freund/eine Freundin lädt Sie zu einer kulturellen Veranstaltung Ihrer Wahl ein. Wonach steht Ihnen primär der Sinn?

A)

Zirkusvorstellung oder Galerie

r

B)

Musikkonzert oder Literaturvorlesung

r

C)

Tanzkurs oder Töpferworkshop

r

Welche der folgenden Dinge vergessen Sie am ehesten einmal?

A)

Das Ausrichten von Grüßen oder die Weitergabe einer telefonischen Nachricht

r

B)

Eine schriftliche Notiz oder den Speiseplan in der Kantine

r

C)

Die Bedienung eines komplexen, von Ihnen nicht genutzten technischen Gerätes

r

Wenn Sie konzentriert arbeiten wollen, worauf legen Sie dabei am meisten Wert?

A)

Auf einen sauberen, ordentlich aufgeräumten Schreibtisch

r

B)

Auf ein stilles Plätzchen, an dem Sie Ihrer Arbeit in Ruhe nachgehen können

r

C)

Auf genügend Bewegungsfreiraum, damit Sie sich frei entfalten können

r

Welche der folgenden Denksportaufgaben würden Sie am liebsten lösen, wenn man Ihnen die Wahl lässt?

A)

Ein Kreuzworträtsel

r

B)

Ein Kriminalhörspiel, bei dem Sie durch Kombination von Indizien den Täter ausfindig machen müssen

r

C)

Ein komplexes Puzzle

r

Auf welche Art und Weise versuchen Sie sich an die Schreibweise eines Fremdwortes zu erinnern?

A)

Sie stellen sich die Schreibweise bildlich vor

r

B)

Sie buchstabieren das Wort laut

r

C)

Sie notieren sich alle Möglichkeiten, bis Sie zur richtigen gelangen

r

Stellen Sie sich vor, Sie sind der Chef eines Unternehmens und müssen einen neuen Abteilungsleiter einstellen. Welche der folgenden Bewerbungsaussagen spricht Sie am meisten an?

A)

„Ich behalte auch in schwierigen Situationen den Überblick und das eigentliche Ziel im Auge.“

r

B)

„Ich lege großen Wert auf eine intensive Kommunikation, bin teamorientiert und habe stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Wünsche meiner Mitarbeiter.“

r

C)

„Ich bin immer dort, wo ich gebraucht werde und zögere nie, selbst Hand anzulegen – auch nicht in brenzligen Situationen.“

r

Denken Sie kurz an Ihren Lieblingsschauspieler/Ihre Lieblingsschauspielerin. Welche Wesensart fasziniert Sie am meisten?

A)

Seine/ihre Gestik, Mimik und Körpersprache

r

B)

Seine/ihre Stimme und die Art und Weise, wie er/sie sich ausdrückt

r

C)

Die Art und Weise, wie er/sie sich bewegt

r

Stellen Sie sich vor, Sie waren in einen Autounfall verwickelt und müssen einem Polizeibeamten den Hergang schildern. Wie tun Sie das?

A)

Sie nehmen ein Blatt Papier und zeichnen den Hergang auf

r

B)

Sie schildern den Hergang mündlich unter Berücksichtigung der wichtigsten Details

r

C)

Sie greifen zu Bleistift, Feuerzeug und Radiergummi und stellen die Situation auf dem Schreibtisch nach

r

Ein Bekannter von Ihnen hat sich einen DVD-Player zugelegt, von dem er weiß, dass Sie das gleiche Modell besitzen. Anscheinend kommt er mit der Bedienungsanleitung nicht zurecht und bittet Sie telefonisch um Hilfe. Was tun Sie?

A)

Sie versehen Ihre Anleitung mit diversen Notizen und Querverweisen und faxen ihm das Ganze

r

B)

Sie erklären ihm die Bedienungsanleitung am Telefon

r

C)

Sie schlagen ihm vor, einige Dinge auszuprobieren, während Sie am Apparat bleiben und ihm Tipps geben

r

 

Zählen Sie jetzt nach, wie oft Sie die Antworten der Kategorie A), B) und C) angekreuzt haben.

Wenn Sie am häufigsten Antworten der Kategorie A) angekreuzt haben, dann sind Sie ein visueller Lerntyp, d. h., bei Ihnen überwiegt die visuelle Wahrnehmung. Sie lernen am liebsten aus Büchern und mögen es nicht so gerne, sich von jemandem etwas erklären zu lassen. Andererseits arbeiten Sie Dinge auch lieber schriftlich aus, als sie jemandem mündlich mitzuteilen. Sie können Skizzen, Grafiken und Mind-Maps hervorragend als Lernhilfen verwenden. Beim Einprägen von Informationen sollten Sie viel mit geistigen Bildern arbeiten.

Wenn Sie überwiegend Antwort B) gewählt haben, dann sind Sie ein auditiver Lerntyp, d. h., Sie nehmen Informationen am besten über das Gehör auf. Sie sind ein guter und aufmerksamer Zuhörer und können sich bei Vorträgen und Diskussionen die wichtigsten Punkte auch ohne schriftliche Notizen merken. Komplexe Sachverhalte begreifen Sie am besten, wenn Sie sich das Gelesene laut vorsprechen. Um den Lernprozess zu intensivieren, sollten Sie sich den Stoff auf einen Tonträger aufnehmen und diesen wiederholt abspielen. Beim Einprägen von Informationen sollten Sie versuchen, diese mit Geräuschen und Tönen zu verknüpfen. Achten Sie beim Lernen auch auf eine ruhige Umgebung, wo Sie möglichst wenig ablenken kann.

Wenn Sie überwiegend Antwort C) angekreuzt haben, dann sind Sie ein kinästhetischer Lerntyp, d. h., Sie nehmen Informationen am besten durch Bewegungen und über den Tastsinn auf. Sie lernen am besten durch Ausprobieren und die Demonstration konkreter Beispiele, die Sie sehr genau beobachten, um sie anschließend nachzuahmen. Sie brauchen beim Lernen Bewegung, also stehen Sie ab und zu auf und gehen Sie ein wenig umher.