Lerner

Was sind Emotionen?

               

 

 

 

Vagheit des Begriffs

Erlebnisse werden meist dann als Gefühlserlebnisse bezeichnet, wenn sie auf einem Lust-Unlust-Kontinuum eingeordnet werden können, wenn es zu bestimmten Ausdrucksformen und Gedanken kommt und wenn vegetative Reaktionen feststellbar sind.

In der Literatur ist umstritten, wie viele und welche Grundemotionen anzunehmen sind. Izard (1977) z.B. zehn Grundgefühle: Interesse, Freude, Überraschung, Unbehagen, Ärger, Ekel, Verachtung, Furcht, Scheu bzw. Schüchternheit und Schuld. Versuche, die Gesamtheit an Emotionen auf faktoren­analytisch gewonnenen Dimensionen zu ordnen, führten zu zwei bis drei Dimensionen: Angenehmheit, Submission/Dominanz und Aktivationsgrad (Traxel, 1983).

Bestimmungsmerkmale nach ULRICH

ULICH nennt zehn Bestimmungs­merkmale von Emotionen.

*       Zustands-Bewusstsein

„Beim Erleben eines Gefühls steht die leib-seelische Zuständlichkeit einer Person im Zentrum des Bewusstseins und nicht eine ,Sache', ein Akt, eine Kognition, eine willentliche Vornahme oder ähnliches."

*       Selbstbetroffenheit

„Gefühle sind das Gegenteil von Gleichgültigkeit; sie entstehen nur, wenn eigene Ziele, Interessen und Bedürfnisse betroffen sind." Diese Betroffenheit wird auch als „emotionale Beteiligung" oder „Ich-Bezug" bezeichnet.

*       Spontanität

„Emotionen erscheinen häufig wie von selbst', spon­tan, ohne Anstrengung, unwillkürlich." Allerdings gibt es auch die gegenteilige Erscheinung, dass „verdräng­te" Emotionen (Freud) auch durch Anstrengungen nicht wieder in das Bewusstsein geholt werden können.

*       Passivität

„Im Erleben von Gefühlen erfährt sich die Person eher als passiv, als Ausgeliefertsein, als ,Erleidende', auch bei positiven Emotionen wie Freude und Glück."

*       Erregung

„Das Erleben einer Gefühlsregung ist oft mit einer inneren, von außen oder nur von innen wahrnehm­baren Erregung oder Aufregung verbunden, in der sich bestimmte physiologische Erregungszustände widerspiegeln."

*       Einzigartigkeit

„Die aktuellen Gefühlsregungen einer Person in einer gegebenen Situation sind selten vorgeprägte oder gesellschaftlich vorgeformte Wiederholungen ..., sondern meist einzigartige Erscheinungen und Bewusstseinsinhalte." „Ein aktuell erlebtes Gefühl ist immer einmalig und unverwechselbar."

*       Kontinuität und Identität

„Emotionen als die grundlegendste' Bezogenheit der Person auf die Wirklichkeit geben mehr als andere psychische Erscheinungen dem Bewusstsein Kontinuität. Stärker als im .Wissen', im .Wollen' oder im ,Handeln' erlebt die Person in ihren Ge­fühlsregungen sich als mit sich selbst identisch."

*       Selbstzweck

Die ,Funktion' von Emotionen besteht darin, dass sie erlebt werden ... Sie bedürfen keiner Zwecke außerhalb ihrer selbst. Warum springen wir vor Freu­de in die Luft? Weil wir uns freuen!" Wozu-Fragen sind im Zusammenhang mit Gefühlen unzulässig.

*       Nicht-verbale Kommunikation

Das Ausdrücken und Verstehen von Emotionen läuft - im Vergleich zu anderen psychischen Er­scheinungen - bevorzugt über nicht-verbale Kom­munikationskanäle." Gefühle lassen sich oft kaum in sprachlichen Kategorien beschreiben.

*       Interpersonale Beziehungen

„Im Vergleich zu anderen psychischen Erscheinun­gen ist bei der Entwicklung von Emotionen die Verwobenheit in zwischenmenschliche Beziehungen be­sonders stark." Dies schließt „Anteilnahme … an Werten einer Gesellschaft oder Gruppe ein“.