ULICH nennt zehn Bestimmungsmerkmale
von Emotionen.
Zustands-Bewusstsein
„Beim Erleben eines
Gefühls steht die leib-seelische
Zuständlichkeit einer Person im Zentrum des
Bewusstseins und nicht eine ,Sache', ein Akt, eine
Kognition, eine willentliche Vornahme oder ähnliches."
Selbstbetroffenheit
„Gefühle
sind das Gegenteil von Gleichgültigkeit; sie entstehen nur, wenn eigene Ziele, Interessen und Bedürfnisse
betroffen sind." Diese Betroffenheit wird auch als „emotionale
Beteiligung" oder „Ich-Bezug" bezeichnet.
Spontanität
„Emotionen erscheinen häufig wie von
selbst', spontan, ohne Anstrengung, unwillkürlich." Allerdings
gibt es auch die gegenteilige Erscheinung, dass „verdrängte" Emotionen
(Freud) auch durch Anstrengungen nicht wieder in das Bewusstsein geholt
werden können.
Passivität
„Im Erleben von
Gefühlen erfährt sich die Person eher als passiv, als Ausgeliefertsein, als
,Erleidende', auch bei positiven Emotionen wie Freude und Glück."
Erregung
„Das
Erleben einer Gefühlsregung ist oft mit einer inneren, von außen oder nur von
innen wahrnehmbaren Erregung
oder Aufregung verbunden, in der sich bestimmte physiologische
Erregungszustände widerspiegeln."
Einzigartigkeit
„Die aktuellen
Gefühlsregungen einer Person in einer gegebenen Situation sind selten vorgeprägte oder gesellschaftlich vorgeformte
Wiederholungen ..., sondern meist einzigartige Erscheinungen und Bewusstseinsinhalte." „Ein
aktuell erlebtes Gefühl ist immer einmalig und unverwechselbar."
Kontinuität
und Identität
„Emotionen als die
grundlegendste' Bezogenheit der Person auf die Wirklichkeit geben mehr als andere psychische Erscheinungen dem Bewusstsein Kontinuität.
Stärker als im .Wissen', im .Wollen' oder im ,Handeln'
erlebt die Person in ihren Gefühlsregungen sich als mit sich selbst identisch."
Selbstzweck
„Die
,Funktion' von Emotionen besteht darin, dass sie erlebt werden ... Sie
bedürfen keiner Zwecke außerhalb ihrer selbst. Warum springen wir vor Freude
in die Luft? Weil wir uns freuen!" Wozu-Fragen sind im Zusammenhang mit
Gefühlen unzulässig.
Nicht-verbale
Kommunikation
„Das Ausdrücken und Verstehen
von Emotionen läuft - im Vergleich zu anderen psychischen Erscheinungen
- bevorzugt über
nicht-verbale Kommunikationskanäle." Gefühle lassen sich oft
kaum in sprachlichen Kategorien beschreiben.
Interpersonale
Beziehungen
„Im
Vergleich zu anderen psychischen Erscheinungen ist bei der Entwicklung von
Emotionen die Verwobenheit
in zwischenmenschliche Beziehungen besonders stark." Dies
schließt „Anteilnahme … an
Werten einer Gesellschaft oder Gruppe ein“.
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