Was kann ein Mensch
wann lernen?
von Wolf Singer
Viele von Ihnen werden sich noch
erinnern, dass es vor dreißig Jahren als ausgemacht galt, das
Menschengehirn käme als frei instruierbare Tabula rasa zur Welt, jedes etwa
mit den gleichen Voraussetzungen ausgestattet, offen für alles.
Unbotmäßiges Verhalten und Aggression wurden damals als Antwort auf
repressive Erziehung gesehen. Selbst Krankheiten, die wir heute als
genetisch mitbedingt erkannt haben, wie zum
Beispiel die Schizophrenie, wurden damals noch ganz auf soziale Faktoren
zurückgeführt, zum Beispiel auf das Phänomen des "Double-Bindings":
Das ungewollte Kind, das von der Mutter nicht angenommen, nicht geliebt und
als lästig empfunden wird, erfährt emotionale Ablehnung. Weil aber die
Mutter das schlechte Gewissen plagt, wird das Kind zur Kompensation mit
materiellen Verwöhngütern überwältigt. Man dachte damals, dass auf Grund
dieser widersprüchlichen Signale psychische Erkrankungen wie zum Beispiel
Schizophrenie entstehen könnten.
Desgleichen hat man den Autismus, die
Unfähigkeit, emotionale Kontakte aufzubauen, der emotionalen Kälte der
Mutter zugeschrieben, ihrem "Nichtkommunizierenkönnen".
An sehr vielem waren damals die Mütter Schuld und trugen eine schreckliche
Last. Für den Rest war die Gesellschaft als Ganzes zuständig.
Heute ist zu vernehmen: Es sei ja
ohnehin alles genetisch festgelegt – was fast wie eine Rechtfertigung
pädagogischen Fatalismus klingt. Man könne sich im Unterricht auf
Disziplinarmaßnahmen beschränken, damit die Ordnung so weit aufrecht
erhalten wird , dass der Unterricht überlebt werden kann, dass Erziehung
aber im Übrigen keine Rolle spiele, denn es würde aus den Kindern das, was
auf Grund ihrer Anlagen aus ihnen werden muss. Und dann wird immer wieder
angeführt wir wüßten doch, dass das verwöhnte
Einzelkind versagen kann und das Straßenkind reüssieren. Ich vermute, dass
solche Positionen Folge der medialen Euphorie über die missverstandenen
Implikationen des abgeschlossenen Genomprojektes sind. Sie zeugen von einer
tiefen Unkenntnis über die tatsächlichen Bedingtheiten der Hirnentwicklung.
Es gibt fast keine Eins-zu-Eins-Beziehung
zwischen genetischen Instruktionen und bestimmten Eigenschaften, schon gar
nicht im Bereich von Begabungsspektren und Persönlichkeitsmerkmalen.
Es ist anzunehmen, dass sich unsere
genetische Ausstattung seit den letzten 30.-40.000 Jahren nur unwesentlich,
wenn überhaupt, verändert hat. Jedenfalls nicht mehr als es der Streubreite
der genetischen Ausstattung der heute lebenden Menschen entspricht. Das
bedeutet aber auch, dass ein Baby Höhlen bewohnender Steinzeiteltern so
werden würde wie wir, wenn es von Geburt an in unserer Gesellschaft
aufgezogen würde, vielleicht ein Studium aufnähme oder eine Geigenvirtuosin
würde. Umgekehrt würden unsere Kinder, wären sie den Damaligen anvertraut,
so geworden wie deren Kinder. Wir wissen nicht sehr viel über diese
Menschen. Aber gewiss ist, dass sie sich drastisch von uns unterschieden
haben müssen, und zwar vor allem im Hinblick auf höhere mentale
Fertigkeiten und kognitive Leistungen wie Sprach- und Abstraktionsvermögen
. Dies zeigt, wie obsolet die derzeitige Überbetonung genetischen
Determinismus ist.
Welches nun ist die wissenschaftlich
fundierte Position zum Verhältnis von Genen und Umwelt? Lassen Sie mich
zunächst rekapitulieren, wie sich aus Eizellen Embryonen und aus diesen
Babys und schließlich erwachsene Menschen entwickeln.
Festzuhalten ist zunächst, dass Gene
nie alleine, sondern immer in Umwelt eingebettet sind, dass
es Signale aus der Umwelt sind, die das Auslesen der genetischen
Information initiieren und die Entwicklung vom Ei zum Organismus maßgeblich
koordinieren. Die Entwicklung setzt ein, weil molekulare Signale im
Zellkern auf das Genom einwirken und die Expression der ersten Gene
veranlassen. Deren Expression führt zur Synthese neuer Eiweißmoleküle, die
zum einen Strukturänderungen realisieren und zum
anderen die Expression weiterer Gene auslösen. Die Zellen teilen und
differenzieren sich und informieren sich durch Austausch chemischer Signale
über die sich ständig wandelnden Nachbarschaftsbeziehungen. Dadurch
verändert sich das molekulare Milieu in den Zellen, was wieder
unterschiedliche Genexpressionsmuster nach sich
zieht. Spezifische Umgebungsbedingungen bestimmen die Expression
ausgewählter Gene und deren Produkte verändern die Umgebung, so dass
wiederum neue Gene exprimiert werden und so fort.
Es vollzieht sich ein sich selbst organisierender Prozess, der, getragen
von einem kontinuierlichen Dialog zwischen Genom und umgebendem Milieu, zur
Bildung zunehmend komplexerer Strukturen führt. Schließlich beginnen
bestimmte Zellen damit, just jene Gene zu exprimieren,
welche die Synthese von Bausteinen steuern, die für Nervenzellen
charakteristisch sind. Es entstehen die ersten Nervenzellen. Welche Zellen
diesen Weg gehen, bestimmt also deren Umgebung. Zellen erkennen über
Rezeptormoleküle in ihrer Membran, an welcher Stelle des Embryos sie sich
befinden, und entwickeln sich dann je nach Lage zu Nerven- oder Muskel-
oder Leberzellen etc.
Die Nervenzellen entwickeln Dendriten
und Axone – Fortsätze für den Empfang und die
Weiterleitung elektrischer Signale – nehmen miteinander Kontakt auf und
beginnen lokale Geflechte zu bilden, wobei sie ihre Partner über molekulare
Signalsysteme identifizieren und finden. Schließlich werden diese
Nervenzellen elektrisch aktiv. Sie eröffnen damit eine neue
Kommunikationsform, die es ermöglicht, Signale schnell und mit großer
räumlicher Präzision über weite Entfernungen auszutauschen und miteinander
zu verrechnen. Von herausragender Bedeutung für unser Thema ist dabei, dass
diese elektrischen Signale eine zentrale Funktion bei der Steuerung der
weiteren Entwicklung des Nervensystems übernehmen. An den Kontaktstellen
zwischen den Nervenzellen werden die elektrischen Impulse in chemische
Signale umgesetzt und diese erfüllen eine Doppelfunktion. Zum einen werden
sie von den nachgeschalteten Zellen wieder in
elektrische Signale umgewandelt, welche als Grundlage für informationsverarbeitende Prozesse dienen. Zum anderen
wirken sie auf die Genexpression ein. Damit
eröffnen sich neue und faszinierende Optionen für den
Selbstorganisationsprozess. Es kann jetzt ein Ereignis an einer Stelle des
Embryos über neuronale Signaltransduktion Zellen
an entfernten Orten veranlassen, ganz bestimmte Gene zu exprimieren.
Auf diese Weise kann die Ausdifferenzierung des Organismus und des Gehirns
über große Entfernungen hinweg koordiniert werden. Die tragende Rolle
spielt dabei zunächst selbst erzeugte Aktivität, mit welcher sich die
Nervenzellen mitteilen, ob sie benachbart oder weit voneinander entfernt
liegen, welcher Natur sie sind, mit welchen Muskeln oder Sinnesorganen sie
verbunden sind etc. In dem Maße, in dem Sinnesfunktionen ausreifen, werden
diese selbst erzeugten Aktivitätsmuster dann zunehmend von Sinnesreizen
moduliert und damit gerät die Steuerung der Genexpression
bzw. der Strukturentwicklung mehr und mehr unter den Einfluss extrakorporaler Faktoren. Es weitet sich das Milieu,
das auf Entwicklungsprozesse einwirken kann. Vor der Geburt beschränken
sich die Einflüsse jedoch auf das wenige, was in utero
rezipiert werden kann. Zudem ist das Nervensystem
beim Nesthocker Mensch zum Zeitpunkt der Geburt noch sehr unreif. Nur die
Basisfunktionen, die für die Aufrechterhaltung von Lebensprozessen benötigt
werden, sind schon ausgebildet.
Schließlich kommt der Fötus auf die
Welt und heißt hinfort "Baby". Beim Menschen ereignet sich dieser
Übergang im Vergleich zu anderen Primaten etwa zwei Monate zu früh. Das
Kind kann nicht länger Fötus bleiben, weil der Kopf für den Geburtskanal zu
groß würde.
Mit der Geburt vollzieht sich ein
dramatischer Sprung in der Hirnentwicklung. Die Sinnesorgane sind nun in
der Lage, Signale aus der Umwelt aufzunehmen. Der
Selbstorganisationsprozess – das Wechselspiel zwischen Signalen aus der
Umgebung und den Genen – wird jetzt plötzlich von Aktivitätsmustern
bestimmt, die von der Umwelt mitgeprägt werden. Alles, was auf die
Sinnesorgane des Babies einwirkt, nimmt ab jetzt
Einfluss auf die weitere Entwicklung des Gehirns. Berücksichtigt man
ferner, dass sich diese aktivitätsabhängigen Entwicklungsprozesse des
Gehirns bis zur Pubertät fortsetzen, wird deutlich, welch prägenden
Einfluss frühe Erfahrungen auf die strukturelle Entwicklung des Gehirns
nehmen können.
Worauf also beruht diese
aktivitätsabhängige und nach der Geburt auch erfahrungsabhängige Ausreifung
von Hirnstrukturen? Die Nervenzellen sind zum Zeitpunkt der Geburt im
Wesentlichen alle angelegt, aber in bestimmten Bereichen des Gehirns noch
nicht miteinander verbunden. Dies gilt vor allem für die Großhirnrinde.
Viele Verbindungen wachsen erst jetzt aus, aber ein erheblicher Anteil wird
nach kurzer Zeit wieder vernichtet. Es vollzieht sich ein stetiger Umbau
von Nervenverbindungen, wobei nur etwa ein Drittel der einmal angelegten
erhalten wird. Welche bleiben, hängt von der Aktivität ab, die sie
vermitteln. Das bedeutet, dass die Ausbildung der funktionellen Architektur
der Großhirnrinde in erheblichem Umfang von Sinnessignalen und damit von
Erfahrung beeinflusst wird. Genetische und epigenetische
Faktoren kooperieren in untrennbarer Wechselwirkung, weshalb eine strenge
Unterscheidung zwischen Angeborenem und Erworbenem unmöglich ist.
Es erinnert dieser Vorgang der
Selektion von Nervenverbindungen an einen darwinistischen Ausleseprozess.
Kontakte werden im Überschuss angelegt und solche, die einer funktionellen Validierung standhalten, bleiben.
Die ersten und eindrucksvollsten
Beispiele für die eminente Bedeutung dieses erfahrungsabhängigen
Selektionsprozesses kamen aus der Klinik. Früher litten Neugeborene häufig
an Infektionen ihrer Augen, die sie sich während der Geburt zuzogen. Die
Folge waren Trübungen der Hornhaut oder gar der Linse. Die Kinder
erblindeten und konnten nur noch diffuse Helligkeitsschwankungen
wahrnehmen. Als es dann möglich wurde, Linsen und Hornhäute zu
transplantieren oder gegen künstliche Medien auszutauschen, war die
Erwartung – nachdem dem Gehirn selbst ja nichts fehlte – dass mit solchen
Operationen die Sehfähigkeit wieder hergestellt werden könnte. Entsprechend
groß war die Enttäuschung, als sich erwies, dass diese spätoperierten
Patienten blind blieben. Sie hatten jetzt zwar funktionstüchtige Augen,
konnten aber mit den Informationen, die jetzt erstmals zur Verfügung
standen, nichts anfangen.
Der Grund ist, dass das Nichtverfügbarsein
von visuellen Signalen in bestimmten Entwicklungsphasen nach der Geburt
dazu führt, dass Verbindungen, die eigentlich konsolidiert werden müssten,
eingeschmolzen werden. Dem Auswahlmechanismus fehlen die richtigen Signale,
er missinterpretiert Verbindungen, die im Grunde
funktionstüchtig sind, als sinnlose und vernichtet sie. Und dieser Vorgang
ist irreversibel. Wenn die kritische Phase für die Entwicklung von
Verbindungen in der Sehrinde durchlaufen ist, und sie beginnt beim
Menschenkind kurz nach der Geburt und klingt dann im Laufe der ersten
Lebensjahre ab, dann kommt Hilfe zu spät.
Die Existenz interner
Bewertungssysteme ist nun von herausragender Bedeutung für die Beurteilung
umweltabhängiger Entwicklungsprozesse. Das Gehirn entscheidet, gesteuert
von seinen eigenen Bewertungen, welche Aktivitätsmuster Veränderungen der
Verschaltung induzieren dürfen. Das hierfür benötigte Vorwissen liegt in
der funktionellen Architektur der Bewertungssysteme gespeichert und ist
genetisch festgelegt, also angeboren. Ein verwandter Mechanismus sorgt
ferner dafür, dass Sinnessignale nur dann strukturierend auf die
Entwicklung einwirken können, wenn sie Folge aktiver Interaktion mit der
Umwelt sind, bei denen der junge Organismus die Initiative hat. Diese
Erkenntnis geht auf einen sehr eleganten und frühen Versuch von Hind und Held am MIT zurück. Die Forscher setzten zwei
Kätzchen in ein Karussell. Das eine hatte die Pfoten auf dem Boden und
konnte durch sein Laufen das Karussell bewegen. Das andere saß in der
Gondel und wurde passiv transportiert. Beide sahen natürlich genau das
Gleiche, bloß zu verschiedenen Zeiten. Die spätere Bestimmung der
kognitiven Leistungen der beiden Tiere zeigte jedoch, dass nur das aktive
Tier gelernt hatte, das nur beobachtende war nahezu blind und hinsichtlich
seiner visuo-motorischen Koordination schwer
gestört. Nur-Zuschauen genügt also nicht.
Selbermachen ist entscheidend, weil nur dann der interaktive Dialog mit der
Umwelt einsetzen kann, der für die Optimierung von Entwicklungsprozessen
unabdingbar ist.
Noch eine Bemerkung zur zeitlichen
Staffelung aktivitätsabhängiger Entwicklungsphasen. Verschiedene Bereiche
der Hirnrinde entwickeln sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, was
sich in der sequenziellen Ausreifung kognitiver Leistungen widerspiegelt.
Entsprechend benötigt das Gehirn in verschiedenen Entwicklungsphasen
unterschiedliche Informationen aus der Umwelt, um seine Entwicklung
optimieren zu können. Die bereits erwähnten elementaren Verschaltungen in
der Sehrinde werden sehr früh ausgebildet und dann erfahrungsabhängig
optimiert: Bei Kätzchen dauert diese kritische Phase etwa sechs Wochen, bei
Primaten einige Monate, und beim Menschen einige Jahre. Dabei ist die Plastizität und auch die Vulnerabilität
der neuronalen Architekturen zu Beginn der kritischen Phasen am höchsten
und nimmt dann mit der Zeit kontinuierlich ab.
Die folgenden Beispiele zeigen, wie
nachhaltig Umwelteinflüsse auch unter ganz normalen Bedingungen die
Ausbildung kognitiver Leistungen prägen. Besonders eindrucksvoll zeigt sich
dieser Zusammenhang beim Spracherwerb. Die Erstsprache wird mühelos
erlernt, wenn die Interaktionen mit einer sprachkompetenten Umwelt im
richtigen Zeitfenster erfolgen. Die Zweitsprache, die meist erst im
Schulalter, bei uns in der Regel erst im Gymnasialalter angeboten wird,
erlernt sich sehr viel schwerer und auf ganz andere Weise als die
Erstsprache. Lernen erfolgt jetzt regel-basiert
und unter Kontrolle des Bewusstseins. Entsprechend bilden sich unbewusst
ablaufende Automatismen für die Decodierung und Produktion von Sprache nur
unvollkommen aus. Die Zweitsprache erreicht nur selten das
Perfektionsniveau der Erstsprache. Die Prosodie - der Akzent und die
Melodie der Erstsprache – hingegen, prägen sich so stark und irreversibel
ein, dass sie ein Leben lang begleiten und meist auch die später erlernten
Sprachen durchdringen. Beim Erlernen der Erstsprache werden neuronale
Verarbeitungsroutinen ausgebildet, die sich später nicht mehr ändern lassen
und auf denen alle anderen Lernprozesse aufbauen.
Ein eindrucksvolles Beispiel für die
frühe und irreversible Prägung der Phonemwahrnehmung ist das Unvermögen von
Asiaten, die Phoneme "r" und "l" akustisch voneinander
zu unterscheiden. Sie hören den Unterschied trotz deutlicher Aussprache nicht.
Der Grund ist, dass in ihrem Sprachraum die Unterscheidung dieser Phoneme
keine Rolle spielt. Als Babys verfügen sie über diese Fähigkeit, und wenn
sie im westlichen Sprachraum aufwüchsen, würde sie auch erhalten bleiben.
Exposition mit asiatischen Sprachen führt jedoch zu Verschaltungsänderungen,
die diese Phonemkategorien zum Verschmelzen bringen. Ein weiteres Beispiel
ist die Fähigkeit von Skandinaven, mehr als ein Dutzend verschiedener
A-Schattierungen heraushören zu können. Auch dies ist Folge früher Prägung
akustischen Unterscheidungsvermögens.
Aber auch höhere kognitive Leistungen
wie z.B. die Abstraktionsfähigkeit scheinen prägbar.
Dies folgt aus Untersuchungen von taubstummen Kindern, die Zeichensprache
erlernt haben. Es gibt verschiedene Arten von Zeichensprachen: zum einen
ist da die American-Signe-Language (ALS), die auf
den gleichen syntaktischen und grammatischen Regeln aufbaut und ähnlich
abstrakte Symbole verwendet wie die gesprochene Sprache. Hier ersetzen
lediglich die Hände die Sprachwerkzeuge und die Augen die Ohren. Diese
Sprache wird in den gleichen Hirnstrukturen analysiert und produziert wie
die gesprochene Sprache. Es gibt aber auch Zeichensprachen, die sich mehr
abbildender, mimetischer Strategien bedienen. Hier also lässt sich
überprüfen, ob das Erlernen unterschiedlich abstrakter Sprachen Einfluss
auf die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten hat. Die Antwort lautet ja.
Kinder, die mimetische Sprachen erlernt haben, tun sich schwerer, logische
Zusammenhänge höherer Ordnung zu durchschauen. Offenbar kann man also durch
den übenden Umgang mit einer differenzierten Sprache, die abstrakte
Konstrukte auszudrücken erlaubt, erlernen, solche Konstrukte auch zu denken
und sich vorzustellen. Aus diesem Grund werden mimetische Sprachen nicht
mehr gelehrt.
Dass es auch sensible
Entwicklungsphasen für den Erwerb motorischer Fertigkeiten gibt, ist
Gemeingut der Alltagspsychologie. Fahrradfahren ist ein Beispiel. Menschen,
die erst als Erwachsene Bekanntschaft mit dem Fahrrad machen, haben in der
Regel grösste Schwierigkeiten, im Sattel zu
bleiben. Auch das Beherrschen von Musikinstrumenten muss früh erlernt
werden, wenn Virtuosität das Ziel ist.
Schliesslich gibt es Hinweise – aber hier ist die Beweislage
schon schütterer – dass geschlechtsspezifische Verhaltensweisen und gewisse
soziale Kompetenzen schon früh eingeprägt werden und dann nur noch schwer,
wenn überhaupt, modifizierbar sind. Während es in vielen Fällen gelungen
ist, für die Prägungsvorgänge im Bereich sensorischer und motorischer Leistungen
entsprechende Veränderungen auf neuronaler Ebene dingfest zu machen, steht
die Identifikation der neuronalen Grundlagen für diese sozialen Prägungs-
und Lernvorgänge noch aus. Die naheliegende
Vermutung ist jedoch, dass auch die Prägung dieser komplexeren
Verhaltensdispositionen auf erfahrungsabhängigen Veränderungen neuronaler
Architekturen in den jeweiligen Verarbeitungszentren beruht.
Diese Beispiele für frühe
Prägungsphasen sollen jedoch nicht den Blick dafür verstellen, dass sich
die Hirnentwicklung bis zum Abschluss der Pubertät hinzieht und dass es
durchaus auch sehr späte sensible Entwicklungsphasen gibt. Diese verdanken
sich der langsamen Ausreifung des sogenannten Präfrontalhirns. Es sind dies Areale der Großhirnrinde,
die erst spät in der Evolution hinzutraten und an den vorderen Polen der
Hirnhemisphären liegen. Auf ihren Funktionen beruhen die komplexen
kognitiven Leistungen, die beim Menschen ihre höchste Differenzierung
erreicht haben. Hierzu zählen die Fähigkeiten, die eigene Existenz in der
Zeit zu begreifen, Handlungen aufzuschieben und von vorausgehenden
Überlegungen abhängig zu machen, ein Konzept vom eigenen Ich zu entwickeln
und sich in soziale Wertgefüge einzuordnen. Kinder entdecken sich erst spät
als eigenständiges Ich. Erst ab dem zweiten oder dritten Lebensjahr suchen
sie nicht hinter dem Spiegel, sondern erkennen sich in ihm und beginnen
sich als autonome Agenten zu erfahren. Die Entwicklung dieser Fähigkeiten
korreliert direkt mit der späten Ausreifung präfrontaler
Hirnstrukturen. Erst wenn diese funktionstüchtig werden, gelingt es den
Kindern, Handlungen aufzuschieben und vorher darüber nachzudenken, ob es
opportun ist, jetzt oder später zu agieren. Wenn diese Entwicklungsprozesse
behindert werden, etwa durch Verletzungen in den entsprechenden
Hirnrindenregionen, dann kann die Entwicklung dieser kognitiven Leistungen
irreversibel geschädigt werden. Es kann dann Probleme bei der Ausbildung
sozial angepassten Verhaltens und moralischer Verbindlichkeiten geben. Man
kann nur vermuten, dass soziale Deprivation ähnliche Folgen hätte, doch
fehlen hier gesicherte Daten.
Welches nun sind die Auswirkungen
modifizierter Erfahrung auf neuronale Netzwerke? Wenn die visuellen oder
akustischen Signale nicht verfügbar sind, die während der entsprechenden
sensiblen Entwicklungsphasen benötigt werden, so führt dies zu Strukturänderungen, die im Mikroskop sichtbar sind. Die
Nervenzellen schrumpfen, ihre Fortsätze, mit denen sie Signale von anderen
Zellen aufnehmen, die sogenannten Dendriten, bilden
weniger Verzweigungen aus, und die Zahl der Kontakte zwischen den
Nervenzellen, der Synapsen, nimmt dramatisch ab.
Auch die Fläche der insgesamt für eine bestimmte Funktion zur Verfügung
gestellten Bereiche der Großhirnrinde kann schrumpfen, wenn diese Funktion
nicht trainiert oder nicht gebraucht wird. Bei früh Erblindeten kann es
vorkommen, dass Hirnrindenareale, die eigentlich mit der Verarbeitung
visueller Signale befasst sind, die Auswertung taktiler oder akustischer
Signale übernehmen. Blinde, die Braille lernen –
also mit den Händen lesen -, benutzen einen Teil der normalerweise für das
Sehen zuständigen Hirnrindenareale, um die taktilen Muster zu
dechiffrieren. Die Funktionen von Hirnrindenarealen sind also durch
Deprivation in Grenzen verschiebbar.
Entgegengesetzte Veränderungen lassen
sich durch intensives Training oder durch Überexposition auf bestimmte
Sinnesreize induzieren. Wer früh anfängt, intensiv Geige zu üben, kann
erreichen, dass die Repräsentation der linken Hand, welche die Saiten
greift, in der Großhirnrinde mehr Platz eingeräumt bekommt als bei
Nicht-Übenden oder spät Berufenen. Ob dies auf Kosten anderer Funktionen
geschieht, und falls ja, welcher, ist unbekannt. Weil es im Gehirn keine
Leerstellen gibt, steht zu erwarten, dass sich das Eine nur auf Kosten des
Anderen ausbreiten kann. Dies auch deshalb, weil die verfügbare Zeit nicht
dehnbar ist. Wer Geige übt, kann nicht gleichzeitig sozial kommunizieren
und umgekehrt. Übertraining und Deprivation gehen oft zusammen, weil die Zeit
und die Lernfähigkeit von Gehirnen begrenzt sind.
Es ist eine Mähr, die von
Wochenendtrainern gewinnträchtig vermarktet wird, dass der Mensch nur einen
ganz kleinen Teil seiner neuronalen Ressourcen nutzt. Das ist Unsinn: es
gibt nirgends im Gehirn Bereiche, die brachliegen. Wäre dem so, könnte man
von dort Gewebe entnehmen, ohne Funktionseinbußen befürchten zu müssen. Dem
aber ist nicht so.
Training bewirkt also das Gegenteil
von Deprivation. Die Zahl der Kontakte zwischen Nervenzellen nimmt zu, die
für die geübten Funktionen zuständigen Areale dehnen sich aus und die
neuronalen Antworten spezialisieren sich auf die trainierten Inhalte.
Während gesichert ist, dass Deprivation zur suboptimalen Ausbildung
neuronaler Architekturen führt, ist weit weniger klar, inwieweit die
strukturelle Komplexität durch Üben über das Maß hinaus gesteigert werden
kann, das unter normalen Bedingungen erreicht wird. Auch lässt sich im
Einzelfall nie angeben, inwieweit ein bestimmtes Verbindungsmuster von
genetischen oder erfahrungsbedingten Faktoren
geprägt ist, es sei denn, es gibt deutliche Anzeichen für Deprivation. Der
Grund ist, dass Hirnstrukturen das Ergebnis eines fortwährenden Dialogs
zwischen genetischen und epigenetischen Faktoren
sind und dass beide Einflüsse auf dieselben Mechanismen der Strukturbildung
einwirken. Ob eine fehlende Verbindung genetisch nicht angelegt oder durch
Umwelteinflüsse gelöst wurde, lässt sich a posteriori nur selten
rekonstruieren.
Ein weiterer Grund, warum diese
Unterscheidung in der Regel misslingt, ist, dass es keine Eins-zu-Eins-Relation zwischen genetischen
Instruktionen und bestimmten Verhaltensweisen gibt.
Eine sichere Schlussfolgerung aus
diesen Fakten ist, dass kein Kind dem Anderen gleichen kann, und das gilt
auch für eineiige Zwillinge, weil im Laufe der Entwicklung eine riesige
Zahl von Verzweigungen durchlaufen werden müssen und Entscheidungen
darüber, welche Gabelung gewählt wird, oft von kleinen, mitunter zufälligen
Fluktuationen der Umgebungsbedingungen abhängen. Ferner gibt es gewaltige,
interindividuelle Unterschiede in der Entwicklungsgeschwindigkeit, selbst
zwischen Geschwistern. Und auch hier wirken genetische und epigenetische Faktoren zusammen. Eine gute Korrelation
besteht zum Beispiel zwischen Geburtsgewicht und dem Reifegrad des Gehirns,
und zumindest beim Tier bleibt diese Korrelation zwischen Körpergewicht und
Hirnreife lange erhalten. Dies legt nahe, was
Pädagogen ohnehin postulieren, dass Förderung in hohem Masse auf die
individuellen Bedingungen abgestimmt sein muss. Wegen unterschiedlicher
Anlagen und Entwicklungsgeschwindigkeiten ist kaum damit zu rechnen, dass
Kinder gleichen Alters gleiche Bedürfnisse und Fähigkeiten haben. Dies
stellt das fast ausschließlich altersorientierte
Klassensystem in Frage.
Die Existenz zeitlich gestaffelter
sensibler Phasen für die Ausbildung verschiedener Hirnfunktionen führt zu
dem Postulat, dass das Rechte zur rechten Zeit verfügbar oder angeboten
werden muss. Es ist nutzlos und womöglich sogar kontraproduktiv, Inhalte anzubieten,
die nicht adäquat verarbeitet werden können, weil die entsprechenden
Entwicklungsfenster noch nicht offen sind. Da bislang nur wenig
experimentelle Daten darüber vorliegen, wann das menschliche Gehirn welche
Informationen benötigt, ist wohl die beste Strategie, sorgfältig zu
beobachten, wonach die Kinder fragen. Ich hatte ausgeführt, dass das Gehirn
bei der Organisation seiner Entwicklung die Initiative hat und sich die
jeweils benötigte Information selbst sucht. Es sollte demnach ausreichen
und wäre wohl auch die optimale Strategie, sorgfältig darauf zu achten,
wofür sich das Kind jeweils interessiert, wonach es verlangt, und wodurch
es glücklich wird. Babies können auch schon im vorsprachlichen Stadium durch Lachen, Weinen und
differenzierte Mimik signalisieren, was für sie richtig und wichtig ist.
Wie lässt sich also das Angebot
optimieren? Natürlich muss die Umwelt hinreichend reich sein, damit das,
was benötigt wird, auch vorhanden ist, und die Kinder das, was sie suchen,
auch finden können. Aber dies dürfte in aller Regel der Fall sein. Über die
Sonderbegabungen werde ich noch sprechen. Wenig hilfreich dürfte es sein,
die Kleinen mit Überangeboten zu überschütten und die Umgebung so früh wie
möglich so komplex wie möglich zu gestalten: Mozart nicht nur im Kuhstall,
sondern auch im Babyzimmer, Musik und Malerei aller Stilrichtungen,
vielleicht sogar etwas hohe Literatur vorlesen. Das ist natürlich alles
Unsinn, dem vehement Einhalt geboten werden muss. Hier vermischt sich
Elternehrgeiz mit missverstandenen Botschaften über die Bedeutung
kritischer Entwicklungsphasen. Es macht keinen Sinn, Entwicklungen
forcieren zu wollen. Die Kinder werden aufgezwungene Angebote nicht
annehmen, unnütze Zeit mit Abwehr verbringen, und es schwer haben, das für
sie Wichtige herauszufiltern.
Wichtig ist vielmehr, dass
Deprivationen vermieden werden. Diese Gefahr ist am Größten, wenn
Sonderbegabungen vorliegen, auf welche die Eltern und später die
Kindergärten und Schulen nicht vorbereitet sind. Weil Begabungen normal
verteilt sind, muss mit erheblichen Abweichungen vom Mittelwert gerechnet
werden, in beide Richtungen natürlich. Hier besteht dann in der Tat die
Gefahr, dass das Rechte nicht zur rechten Zeit angeboten wird. Hier könnten
Evaluierungsprogramme vorbeugen, mit denen sich bei Verdacht auf
Sonderbegabungen überprüfen liesse, ob die
Kleinen in Spezialbereichen besondere Förderung benötigen.
In den allermeisten Fällen wird es
aber genügen, darauf zu vertrauen, dass die jungen Gehirne selbst am besten
wissen, was sie in verschiedenen Entwicklungsphasen benötigen und dank
ihrer eigenen Bewertungssysteme kritisch beurteilen und auswählen können.
Kinder sind in aller Regel genügend neugierig und wissbegierig, um sich das
zu holen, was sie brauchen. Elternehrgeiz ist hier wenig dienlich,
entscheidend ist nicht, was die Eltern wollen, sondern was das Kind
mitbringt und will. Hier ein praktisches Beispiel von vielen. Kinder wollen
sprechen und durchlaufen eine sensible Phase, in der sie Sprachkompetenz
besonders schnell und mühelos erlangen. Hier könnte das frühe Angebot einer
zweiten Sprache die Nutzung natürlicher Ressourcen ohne Überforderung
optimieren.
Abschließend möchte ich noch einen
Aspekt hervorheben, an dem mir ganz besonders gelegen ist. Die
differenzierte Entwicklung kognitiver Funktionen hängt ganz wesentlich von
den Kommunikationsfähigkeiten und -möglichkeiten der Kleinen ab. Die
Entwicklung von Autismus wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass es
den Kindern nicht gelingt, die emotionalen Signale zu dechiffrieren, die
ihre Bezugspersonen in ihrer Mimik und Gestik ausdrücken. Über diesen nicht-sprachlichen Kommunikationsprozess wird den
Kindern vermittelt, wie ihre Aktionen und Fragen von ihrem sozialen Umfeld
bewertet werden und diese Information scheint für die Einbindung in das
soziokulturelle Umfeld und alle damit verbundenen Lernprozesse von
herausragender Bedeutung zu sein. Wenn die Kinder nicht in der Lage sind,
diese bewertenden Signale zu dechiffrieren, führt dies zu sozialer
Isolation, und in der Folge zu gravierenden Fehlentwicklungen aller höheren
kognitiven Funktionen. Der Dialog mit der Umwelt bricht ab und
umweltabhängige Entwicklungsprozesse werden fehlgeleitet. In diesem Fall
liegt eine pathologische Störung der Kommunikationsfähigkeit vor. Sie
belegt aber, wie außerordentlich wichtig kommunikative Prozesse für die
Hirnentwicklung sind. Somit stellt sich die Frage, ob wir genügend
investieren, um die normalen Kommunikationsmöglichkeiten auszuschöpfen.
Wie aber kann die Kommunikationsfähigkeit
der Kinder so umfassend wie möglich gefördert werden? Wir setzen derzeit
vor allem auf die rationale Sprache als Kommunikationsinstrument. Sie ist
das einzige der uns mitgegebenen Ausdrucksmittel, das unser
Erziehungssystem mit Nachdruck ausbildet. Nun ist es kein Geheimnis, dass
bei einem kommunikativen Akt ein erheblicher Teil der vermittelten
Information über Mimik, Gestik und Intonation transportiert wird. Auch ist
wohlbekannt, dass durch bildnerische, musikalische, mimische, gestische und
tänzerische Ausdrucksformen Information transportiert werden kann, die sich
in rationaler Sprache nur sehr schwer fassen lässt. Überzeugende
Schilderungen widersprüchlicher Gestimmtheiten gelingen nur selten mit
Worten allein, es sei denn, es liegt lyrische Sonderbegabung vor. Aber die
angesprochenen nicht-rationalen Kommunikationstechniken können gerade
solche Inhalte hervorragend vermitteln, weil sie nicht an binäre Logik
gebunden sind. Ich behaupte, und entferne mich damit sicher nicht zu weit
von der Wahrheit, dass alle Kinder mit dem Angebot kommen, diese
nicht-rationalen Kommunikations- und Ausdrucksmittel zu nutzen und dass
alle Kinder über sie verfügen, dass wir diese aber zu wenig und wenn
überhaupt, dann zu spät fördern und sie auf Kosten der Ausbildung der
rationalen Sprache vernachlässigen oder gar unterdrücken. Hier liegt nach
meiner Einschätzung ein Fall von Deprivation vor. Und so müssen wir uns
meist damit begnügen, uns mit dem relativ jämmerlichen Vehikel rationaler
Sprachen verständlich zu machen. Just die Informationen, die bei der
Stabilisierung sozialer Systeme eine so wichtige Rolle spielen, lassen sich
damit aber selbst bei hoher Sprachkompetenz nur sehr unvollkommen
transportieren.
Abschließend möchte ich Sie noch mit
einer Utopie befassen, die mir oft durch den Kopf geht. Die ethnischen
Konflikte, die derzeit ein Hauptproblem darstellen, beruhen nicht zuletzt
auf der Unfähigkeit, sich in die kognitiven Schemata der jeweils anderen
hineinzuversetzen: Das gleiche Ereignis wird von den Kontrahenten
unterschiedlich wahrgenommen, und so fühlt sich jeder im Recht - ein
eindrucksvolles und folgenreiches Beispiel für die kulturelle Prägung von
kognitiven Funktionen. Wenn sich die Kontrahenten auch der nicht-rationalen
Sprachen bedienen könnten, um sich verständlich zu machen, würden sie
vermutlich schnell erkennen, dass ihre Befindlichkeiten und Sehnsüchte die
gleichen sind. Ich denke da zum Beispiel an eine Friedenskonferenz, bei der
versucht wird, mit allen verfügbaren Ausdrucksmitteln – also nicht nur
Sprache, sondern auch Musik, Gesang, Tanz und Bildern – zu erklären,
welches die respektiven Ängste und Nöte sind, eine Art Jam-Session
ausdruckskompetenter Vermittler. Wenn solche Ausdrucks- und damit auch
Rezeptionskompetenz früh gepflegt und eingeübt würde, hätte dies vermutlich
segensreiche Auswirkungen auf unsere Sozialgefüge.
Der Beitrag ist die gekürzte
Fassung eines Vortrags anlässlich des ersten Werkstattgesprächs der
Initiative "McKinsey bildet" am 12. Juni 2001 in der Deutschen
Bibliothek, Frankfurt /Main. Die vollständige Fassung ist über die
Geschäftsstelle erhältlich.
Prof. Dr. Wolf Singer ist Direktor
der Abteilung
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