Lerngesetze

Gesetze zur Struktur des Lernstoffes

               

 

 

 

Anfangs- und Schlussanker

Bei kurzen seriellen Ordnungen (z. B. Reihen von Buchsatbe) werden die ersten Glieder am besten (Anfangsankereffekt) und die letzten besonders gut (Schlussankereffekt) gespeichert.

Experimentelle Beweisführung

Testpersonen sollten Abfolgen für vier Konsonanten (z. B. KRTB) lernen. Zudem lernten sie, eine Ziffer mit der Konsonantenreihe zu verbinden (z. B. KRTB mit der Zahl 7). Nach dieser Lernphase wurden ihnen vier Konsonanten dargeboten, und sie sollten die mit den Konsonanten verbundenen Ziffern nennen. Gemessen wurde die Zeit für diesen Abruf. Diese Zeit galt als Maß dafür, wie lange es dauerte, die Konsonantenreihe wieder zu erkennen. Beim Darbieten der Konsonantenreihe wurden die Konsonanten z. T. in ihrer Reihenfolge verändert (z. B. statt KRTB à BRTK). Resultat des Experiments waren u. a.:

 

Identisch (KRTB)

1,55 Sekunden

Beide ersten Buchstaben gleich (KRBT)

1,55 Sekunden

Erster Buchstabe gleich (KTBR)

1,59 Sekunden

Beide letzten Buchstaben gleich (RKTB)

1,59 Sekunden

Letzter Buchstabe gleich (TKRB)

1,64 Sekunden

Völlig unterschiedlich (TKBR)

1,74 Sekunden

 

 

Segmentierung

Lange Listen von Elementen werden segmentiert (= zu kleinen Gruppen zusammengefasst) besser gelernt.

Experimentelle Beweisführung

Testperosnen lernten Zufallsreihen von Buchstaben, wobei durch unterschiedliche Abstände zwischen den Buchstaben eine bestimmte Segmentierung nahe gelegt wurde (z. B. DY  JHQ  GW). Dabei wurde angenommen, dass die Testpersonen Segmente aus einzelnen Sequenzen wie JHQ aufbauen würden, die durch Abstände vorgegeben waren.

Das Experiment zeigte, dass wenn der Anfangsbuchstabe der Sequenz erinnert werden konnte, die Folgebuchstaben der Sequenz mit großer Wahrscheinlichkeit auch erinnert wurden. Über die Grenzen der Sequenz sank diese Wahrscheinlichkeit.

Hierarchische Ordnung

Der Abruf von Informationen wird erleichtert, wenn das Material hierarchisch (= Ober-/Unterbegriff) geordnet ist

Experimentelle Beweisführung

Es waren Wörter zu lernen, die in vier Hierarchien organisiert waren. Es wurden zwei Bedingungen miteinander verglichen: Unter der organisierten Bedingung wurden die vier Hierarchien als Baumdiagramme dargestellt. Als Beispiel eines von vier Baumdiagrammen:

 

Organigramm

 

Unter der Zufallsbedingung sahen die Testpersonen ebenfalls vier Baumdiagramme, allerdings waren die Positionen in den Bäumen mit zufälligen Kombinationen aller vier Kategorien ausgefüllt. D. h. in der Zufallsbedingung sahen die Testpersonen nicht vier verschiedene Baumdiagramme, jeweils eines für Tiere, Kleidung, Transportmittel oder Mineralien, sondern jedes der vier Baumdiagramme enthielt jeweils einzelne Begriffe aus allen vier Kategorien.

Jedes Baumdiagramm konnte eine Minute lang betrachtet werden, dann wurden die Probanden aufgefordert, sämtliche Wörter der vier Diagramme in beliebiger Reihenfolge zu reproduzieren. Diese Lern-Test-Sequenz wurde viermal wiederholt. Resultat:

 

Durchgang

Bedingung

1

2

3

4

Organisiert

73

106,1

112

112

Zufall

20,6

38,9

52,8

70,1