Schlafphasen
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Der Schlaf kann
zunächst in Traumschlafphasen (sog. REM-Schlaf) und Phasen, in denen normalerweise
nicht geträumt wird (non-REM-Schlaf)
gegliedert werden. Der Non-REM-Schlaf kann
wiederum in Leichtschlafphasen (Stadium 1 und 2) und Tiefschlaf (Stadium 3
und 4) unterschieden werden. Im Schlaflabor werden zur Einteilung in diese Stadien üblicherweise
Hirnströme (EEG), Augenbewegungen (EOG) und die Muskelspannung gemessen.
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Der normale Schlaf
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Nach einer unterschiedlich langen Einschlafphase folgen
4-5 sog. "Schlafzyklen". Ein Schlafzyklus dauert 80 bis 110 Minuten
und besteht aus einer non-REM- und einer REM-Episode. Der Anteil an Tiefschlaf an den non-REM-Phasen und
deren Dauer nimmt über die Nacht ab, während der Anteil an REM-Schlaf und
seine Dauer während eines Schlafzyklus zunimmt. Die letzte REM-Episode der
Nacht dauert oftmals 30 Minuten und auch länger. Das erste Auftreten von REM-Schlaf nach dem Einschlafen
dauert 50 bis 100 Minuten, wobei starke Abweichungen und das Auftreten von
REM-Schlaf unmittelbar nach dem Einschlafen Hinweis auf bestimmte Schlafstörungen
sein kann. |
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Schlaf und Gedächtnis
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Bestimmte Formen des Gedächtnisses stehen in engem Zusammenhang mit einer ausreichenden Dosis Schlaf. Menschen erinnern sich zuverlässiger an das, was sie am Tag gelernt haben, wenn sie in der folgenden Nacht gut geschlafen haben. Dies besagen zwei Berichte in der aktuellen Ausgabe von "Nature Neuroscience"(2000; 3:1237 - 1238, 1335 - 1339). In Experimenten zeigte sich, dass sich ausgeruhte Studienteilnehmer leichter dabei taten, neue Fähigkeiten zu erlernen als jene Probanden, denen man Schlafentzug verordnet hatte. In der Studie testeten Wissenschafter von der Harvard Medical School in Boston, Massachusetts, gesunde junge Menschen in einem Versuch, bei dem diese auf einem Bildschirm mit ablenkendem Hintergrund bestimmte Aufgaben erlernen mussten. Die eine Gruppe durfte in der Nacht nach dem Test ihre gewohnte Zeit schlafen, während die andere wach bleiben musste. Die zwei Nächte danach wurde auch dieser Gruppe gestattet, sich auszuschlafen, bevor beide erneut getestet wurden. Die zweite Testserie zeigte, dass - während sich die Fähigkeiten der ersten Gruppe verbesserten - sich die der Schlafentzugsgruppe nicht geändert hatten. Das weise darauf hin, dass Personen die "kritische", schlaflose Nacht nach dem Lernereignis durch längeres Schlafen in folgenden Nächten nicht wett machen können, erklärt Dr. Robert Stickgold vom Forscherteam. Nicht der Schlafmangel selbst ließ die Studienteilnehmer das Gelernte vergessen - ihnen schien vielmehr der Zeitraum, in dem der Schlaf dem Gehirn hilft, die Information in dauerhafte Erinnerungen umzuwandeln, zu fehlen, so Stickgold weiter. Denn Schlaf helfe Menschen, "mit Informationsüberladung fertig zu werden". Ein wachsender Teil der Forschung zeigt, dass während des Schlafzustands des Körpers das Gehirn damit befasst, ist Verbindungen einzurichten, die Erinnerungen verankern. "Information muss in eine Form umgewandelt werden, in der sie nutzbar ist", so Stickgold. Die Art des Gedächtnisses, die er mit Kollegen untersuchte, wird als "prozedurales Gedächtnis" bezeichnet, das z. B. beim Erlernen des Klavierspiels oder einer Sportart benötigt wird. "Es sieht so aus, als würden alle Phasen des Schlafes minimal unterschiedliche Rollen spielen", erklärt der Forscher. Deshalb ist eine rastlose oder verkürzte Nacht so schlecht wie eine schlaflose. Darüber hinaus scheint Schlaflosigkeit sämtliche Arten von Gedächtnis zu beeinflussen. Stickgold: "Wir berühren mit diesen Forschungen gerade einmal die Spitze des Eisberges." (erstellt am 22. November 2000) |
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Schlafhygiene
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Das Schlafmedizinische
Zentrum der Charite empfiehlt: Um einen guten und
erholsamen Schlaf zu haben, ist es wichtig, bestimmte Regeln und
Verhaltensweisen zu beachten. Viele davon werden Ihnen bekannt sein,
resultieren sie doch aus alltäglichen Beobachtungen. Ihre Kenntnis und Beachtung
ist für einen normalen und ungestörten Schlafablauf sehr wichtig. 1. Achten Sie auf regelmäßige Schlafzeiten. Gehen Sie
möglichst zur selben Zeit ins Bett und stehen Sie zur selben Zeit morgens
auf. 2. Ihr Schlafraum sollte optimale Schlafbedingungen
bieten. Ruhig gelegen, abdunkelbar und 14-18 Grad Celsius Raumtemperatur. 3. Sorgen Sie für bequeme Schlafkleidung. Sie sollte
der Raumtemperatur entsprechend angepasst sein und nicht zu eng anliegend
sein, um Ihre Bewegungsfreiheit nicht einzuengen. 4. Wenn Sie nicht einschlafen können, stehen Sie wieder
auf und gehen erst wieder bei Müdigkeit ins Bett. 5. Vermeiden Sie die Einnahme anregender Getränke
(Alkohol, Kaffee, schwarzer und grüner Tee, Cola etc.) in den letzten 2
Stunden vor Schlafengehen. 6. Abendliche Alkoholeinnahme sorgt zwar manchmal für
ein schnelleres Einschlafen, aber die Qualität des Schlafes ist dann
erheblich reduziert. 7. Gehen Sie nicht mit vollem Magen, aber auch nicht
mit leerem ins Bett. Die letzte größere Mahlzeit sollte wenigstens 3 Stunden
zurückliegen. 8. Warme Fußbäder oder das Trinken von warmer Milch
fördert die Einschlafneigung. 9. Benutzen Sie keine Schlaf- oder Beruhigungsmittel
über einen längeren Zeitraum. 10. Seelische Belastungen und Probleme sollten nicht mit
ins Bett genommen werden. Versuchen Sie, diese vorher durch Entspannungsübungen
abzubauen. 11. Seien Sie tagsüber sportlich aktiv, oder machen Sie
wenigstens einen Abendspaziergang. 12. Wenn Sie länger andauernde Schlafprobleme haben,
gehen Sie zum Arzt und schildern Sie ihm diese. |
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Schlafdauer und Alter
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"Vier Stunden die
Männer - fünf die Frauen - und sechs die Dummköpfe!", legte Napoleon
fest. Richtig ist: Der Mensch verbringt etwa ein Drittel seines Lebens im
Schlaf. Eine feste Regel
für die ideale Dauer des Nachtschlafes gibt es nicht. Es gibt den
Kurzschläfer - es gibt den Langschläfer. Es gibt den Tagmensch - es gibt den
Nachtmensch.
Kinder und Jugendliche haben oft einen anderen biologischen
Rhythmus als Erwachsene, d.h., die innere Uhr folgt einem
anderen Rhythmus. Zwischen
halb sieben und sieben Uhr morgens ist der jugendliche Organismus meist auf
dem absoluten Tiefpunkt, so dass an ein problemloses Aufstehen oft nicht zu
denken ist. In
die Pubertät erhöht sich das Schlafbedürfnis durch die Entwicklungsschübe
nochmals. Das Problem ist meist nicht damit gelöst, Kinder früher
ins Bett zu schicken, da der Schlafrhythmus verschoben ist. Sie liegen zwar
früher im Bett, schlafen aber erst später ein. Von den neun bis zehn Stunden
Schlaf, die ein Jugendlicher braucht, fehlen dann oft ein bis zwei Stunden. Die
Folgen des frühen Aufstehens sind Appetitlosigkeit am Frühstückstisch,
Konzentrationsschwächen und Trägheit. Abgesehen davon,
dass langfristig die Gesundheit und schulischen Leistungen beeinträchtigt
werden, kann Unaufmerksamkeit auf dem Schulweg gefährlich werden. Das Grundübel liegt nach
Ansicht von Chronobiologen im frühen Schulbeginn an den meisten Schulen.
Vergleichende Studien haben gezeigt, dass sich Gesundheit, Essverhalten,
Leistungen und Motivation der Schüler bei späterem Schulbeginn deutlich
verbessert. Die Ursachen für das ungewöhnliche
Ruhebedürfnis der Kinder sind komplex: Das Hormon Melatonin spielt eine
wichtige Rolle bei der Steuerung des Schlafbedürfnisses, indem es bei
Dunkelheit produziert wird. Es macht müde und passt den Schlafrhythmus an die
Tageszeiten an. Stubenhocker und Computer-Freaks wie überhaupt Menschen, die
selten ans Tageslicht kommen, leiden deshalb besonders häufig unter
Müdigkeit. Nimmt das Auge Licht wahr, wird die Produktion des Hormons
gehemmt. Daher ist es
wichtig, viel helles Licht als biologischen Wecker einzusetzen, denn Helligkeit
wirkt aktivierend. |
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Schlafentzug und Hyperaktivität
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Der Neurologe und Schlafforscher Ronald
Chervin (Universität Michigan) analysierte die Aussagen der Eltern von 866
Kindern im Alter von zwei bis dreizehn Jahren zum Schlafverhalten und nach deren
Impulsivität und Fähigkeit zur Konzentration. 16 Prozent aller Kinder wurden von den
Eltern als Schnarcher beschrieben. Von den Kindern, die im Schlaf heftig
schnarchen, litten 22 Prozent nach Einschätzung ihrer Eltern unter
Verhaltensstörungen wie Unaufmerksamkeit - im Vergleich zu 12 Prozent bei
gelegentlichen Schnarchern. Er erklärt den Zusammenhang damit, dass
die vom schlechten Schlaf erschöpften Kinder ihre Müdigkeit durch
Hyperaktivität auszugleichen versuchen. Das könnte auch erklären, warum
paradoxerweise anregende Medikamente wie Ritalin wirksame Mittel für Kinder
mit Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizit sind. |
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Schlafstörungen
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Hier
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