Lernstrategien

Netzplantechnik

               

 

 

 

 

Anwendungsbereich

*       Komplexe Texte

*       Darstellung von Argumentationsverläufen

Methode

Der Lernende muss zunächst die wichtigsten Gedanken (Begriffe) des Lernmaterials identifizieren und deren Beziehungen zueinander bestimmen. Die Gedanken werden dann graphisch als Knotenpunkte, die Beziehungen der Gedanken zu­einander als Verbindungslinien dargestellt.

Dansereau et al. (1979) unterscheiden hierarchische Struktu­ren, Kettenstrukturen und Clusterstrukturen (siehe folgende Tabelle).

Der semantische Netzplan ermöglicht die simultane Verarbei­tung aller wesentlichen Informationen des zu lernenden Materials und deren Beziehungen zueinander. Zudem kann beim Erinnern des Lern­stoffs das Netzwerk als Abrufplan dienen.

 

 

Hierarchische Struktur

Schlüsselfrage

T = Teil-von-Verbindung

z. B. Hand à Finger

Der Inhalt eines niedrigeren Knotenpunktes ist ein Teil des Gegenstandes, der Idee oder des Begriffs eines höheren Knotenpunktes

*       Ist Teil von

*       Ist Segment von

B = Beispiel-für-Verbindung

z. B. Schulen à Gymnasium

Der Inhalt eines niedrigeren Knotenpunktes ist ein Beispiel für die Klasse oder Kategorie von Prozessen, Ideen, Begriffen oder Gegenständen des Begriffs eines höheren Knotenpunktes

*       Ist typisch für

*       Gehört zur Kategorie

*       Ist ein Beispiel für

*       Mehrere davon ergeben ein

 

Kettenstrukturen

 

F = Führt-zu-Verbindung

z. B. Übung à Meisterschaft

Der Gegenstand, Gedanke, Prozess oder Begriff eines Knotenpunkts führt zu dem Gegenstand, Gedanken, Prozess oder Begriff in einem anderen Knotenpunkt

*       Führt zu

*       Resultiert aus

*       Verursacht

*       Bewirkt

 

Clusterstrukturen

 

A = Analogieverbindungen

Langzeitspeicher à Bibliothek

Der Gegenstand, Gedanke, Prozess oder Begriff eines Knotenpunkts ist analog, ähnlich, gleich oder korrespondierend mit einem Gegenstand, Gedanken, Prozess oder Begriff in einem anderen Knotenpunkt

*       Ist analog

*       Ist ähnlich

*       Ist gleich

*       Korrespondiert mit

Ch = Charakteristisches-Merkmal-Verbindung

z. B. Himmel à blau

Der Gegenstand, Gedanke, Prozess oder Begriff eines Knotenpunkts hat die Eigenschaft, Qualität, das Merkmal, Detail, Besondere des Gegenstands, Gedankens, Prozesses oder Begriffs in einem anderen Knotenpunkt

*       Hat

*       Ist gekennzeichnet durch

*       Ist typisch für

E = Evidenzverbindung

z. B. Armbruch à Röntgenstrahlen

Der Gegenstand, Gedanke, Prozess oder Begriff eines Knotenpunkts leifert Evidenz, Faktenm, Daten, Hinweis, Beweis für den Gegenstand, Gedanken, Prozess oder Begriff in einem anderen Knotenpunkt

*       Weist hin auf

*       Illustriert durch

*       Zeigt durch

*       Unterstützt

*       Belegt

Beispiel

Für den folgenden längeren Text über den Lernbegriff (aus: Krause-Pongratz, Das pädagogische Rollenspiel) wird im Anschluss an den Text ein Netzplan aufgezeigt.

 

Der Text:

Der Lernbegriff ist angesichts der unübersichtlichen Fülle von Lernvorstellungen, Lernmodellen und Lerntheorien dringend zu präzisieren. Es lassen sich drei Ansätze erkennen, den Lernbegriff zu definieren:

1.         Definitionen, die Prozessmerkmale benennen, die also Lernen als eine relativ dauerhafte Veränderung von Verhaltensweisen bestimmen, die auf die besondere Art der Organismus-Umwelt-Beziehung zurückzuführen ist, die also nicht durch angeborene Reaktionstendenzen, Reifung oder vorübergehende Zustände des Organismus (Ermüdung, Drogen u. ä.) erklärbar sind

2.         Definitionen, die strukturelle Merkmale benennen, die Lernen entweder anhand der besonderen Art der Verknüpfung zwischen Reiz- und Reaktionselementen und deren Gliederung oder anhand bestimmter histologischer oder biochemischer Strukturänderungen bestimmen

3.         Operationale Definitionen, die Lernen mit experimentellen Ergebnissen gleichsetzen

Die Unterschiedlichkeit der Definitionsansätze ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass der Begriff „Lernen“ hypothetische Vorgänge bezeichnet, die der direkten Beobachtung nicht zugänglich sind. Die vor allem in der amerikanischen Lernpsychologie betonte Trennung zwischen dem eigentlichen, nicht direkt beobachtbaren Lernvorgang (learning) und den zugeordneten Ausführungstätigkeiten (performance) ist zwar theoretisch notwendig - man lernt also nicht Verhaltensweisen, sondern Verhaltensdispositionen -, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bis heute keine unmittelbare Kontrolle von Lernprozessen gibt.

Trotz der Verschiedenartigkeit finden sich in den Definitionen Gemeinsamkeiten: Lernen wird übergreifend als eine aufgrund von Erfahrung entstandene, relativ dauerhafte, meist bewertete Veränderung einer Verhaltensdisposition verstanden.

Erfahrung - im Sinne einer Begegnung des Lernenden mit der Außenwelt - wird als konstitutiv für das Lernen angesehen und unterscheidet das Lernen von der Reifung. Während also Lernprozesse Aktivität voraussetzen, geschehen Reifungsprozesse. Die anhaltende Debatte über Nativismus versus Empirismus (= angeboren oder erfahren; u. a. ein maßgebliches Problem bei der Forschung der Wahrnehmungs- und Sprachentwicklung) zeugt jedoch von Schwierigkeiten einer solchen Grenzziehung. Zudem scheint die von LORENZ maßgeblich definierte Prägung (= Instinkthandlungen, bei denen der motorische Ablauf, aber nicht das Auslöseschema angeboren ist) in einem indifferenten Verhältnis zu Lern- bzw. Reifungsprozessen zu stehen. Trotz aller Versuche der Grenzziehung zwischen Reifen und Lernen darf nicht übersehen werden, dass die Reife eine der wichtigen Lernbedingungen darstellt. Es gibt für gewisse Lernprozesse notwendige oder zumindest optimale Reifegrade (z. B. bei motorischen Fähigkeiten).

Veränderung kann Unterschiedliches bedeuten: Neuerwerb und Eliminierung (Lernen, Verlernen), Anpassung und Fehlanpassung, kontinuierliches oder schlagartiges Anderswerden, eine Tätigkeit ausführen oder unterlassen. Es scheint deshalb zweckdienlich zu sein, neben der Veränderung auch die Bewertung dieser Veränderung einzubeziehen, da sonst nicht zwischen Einprägungs- und Vergessensprozessen unterschieden werden kann.

Das Kriterium der Beständigkeit ist vage (meist: relative Beständigkeit) und versucht den Lernbegriff gegen Verhaltensänderungen durch Ermüdung, Drogeneinfluss, Verletzung u. ä. abzugrenzen.

Aufgrund der Definitionsproblematik lässt sich keine allgemeine Bestimmung der Lern­inhalte vornehmen. Je nach theoretischer Position werden als die vorrangigen Lern­inhalte „Verknüpfung von Reizen und (motorischen) Reaktionen“, „Herstellung von Zweck-Mittel-Relationen“ und „Speicherung von Informationen“ genannt. Auch wenn aufgrund der theoretischen Unsicherheiten keine allgemeingültige Definition von Lerninhalten gegeben werden kann, so lässt sich doch festhalten, bei welchen Dispositionen auch Lernen eine Rolle spielt. Es sind dies die Dispositionen des Wollens, Kennens (im Sinne eines Habens von Informationen) und des Könnens (im Sinne einer geistigen und körperlichen Fertigkeit, mit den Kenntnissen etwas zu tun). Diese drei Dispositionen stehen in einem unauflöslichen inneren Zusammenhang. Das Wollen bedarf der inhaltlichen Konkretisierung durch das Kennen auf der Basis des Könnens, d. h. es gibt kein Wollen an sich. Ebenfalls ist die Unterscheidung zwischen dem statischen Kennen und dem dynamischen Können nur in abstracto möglich, da sich die beiden Dispositionen gegenseitig voraussetzen, die eine ohne die andere nicht zu denken ist. Bei automatisierten Verhaltensweisen können die Dispositionen des Kennens und Könnens aber auch ohne Beanspruchung des Wollens genutzt werden.

Bei der Aneignung von Dispositionen wird gemeinhin zwischen bewußtem Erstreben (= intendiertes, explizites Lernen) und unbewusstem Sich-Ergeben (= funktionales, implizites Lernen) unterschieden. Bei dieser Unterscheidung handelt es sich aber lediglich um die Betonung einer Perspektive, da einerseits die tatsächliche Dispositionsveränderung in der Regel stärker gestreute Veränderungen umfasst als punktuell bezweckt worden ist, andererseits kann bei unbewussten Lerntätigkeiten wohl in den meisten Fällen ein Zweck aus dem Vorbewusstsein ins Bewusstsein gerufen werden.

 

Dieser schwierige Text kann wie im Folgenden in einem Netzplan dargestellt werden:

 

Links

1.       Mind Map