Beeinflussbarkeit |
Beim Versuch, Gefühle genauer zu
charakterisieren, wurde darauf hingewiesen, dass die Person Gefühle eher als passiv, als
Ausgeliefertsein, als ,Erleidende' erfährt. Diese Charakterisierung steht im
ersten Augenblick im Widerspruch damit, Gefühle beeinflussen zu wollen. Oft scheitern Versuche,
durch bewusst positives Denken die Gefühle zu verändern (ab jetzt werde
ich…). SCHMIDT hat aus der Verhaltenstherapie Methoden entwickelt, die jedoch
indirekt die Gefühle beeinflussen sollen. Seine Methoden haben den Vorteil,
dass sie kein ideologisches Übergewand tragen und zudem leicht anzuwenden
sind. Ob sich indes der „außergewöhnliche“ Erfolg einstellt, muss jeder
selbst entscheiden. Im Folgenden sind die wichtigsten Techniken von SCHMIDT
vorgestellt. Am Ende der Seite finden Sie die Anwendungsbereiche für die
einzelnen Techniken. |
Körper-Desensibilisierung |
1. Bequem sitzend oder liegend mit
geschlossenen Augen etwa eine halbe Minute lang alle Wahrnehmungen zulassen. 2. Erster Durchgang: die
Aufmerksamkeit etappenweise durch den Körper – z. B. Fuß, Wade, Hüfte etc.
–wandern lassne. Welche Körpergefühle und Empfindungen stellen sich ganz ohne
Zutun ein? Wahrnehmungen, die sich von alleine zeigen, in neutraler Haltung
registrieren. 3. Zweiter Durchgang: die
Aufmerksamkeit wieder etappenweise durch den Körper wandern lassen. Diesmal
nach negativen Gefühlen suchen. Neutral betrachtend zulassen. 4. Stärkstes negatives Gefühl
lokalisieren. Vielleicht im Kopf? In der Brust? Im Solarplexus? 5. Eine Zeitlang, zwei Minuten oder
länger, dieses stärkste Gefühl, ohne es zu interpretieren oder zu bewerten,
neutral betrachtend, ohne Anstrengung oder Erwartungshaltung „ausfühlen“. 6. Versuchsweise: Körper einige Zeit
in seiner Negativität insgesamt fühlen, je nachdem auch als Stimmung. 7. Ausklangphase I: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit geschlossenen Augen 8. Ausklangphase II: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit offenen Augen |
Problem-Desensibilisierung |
1. Empfohlen: Entspannungstechnik vorschalten. 2. Mit geschlossenen Augen etwa eine
halbe Minute lang alle Wahrnehmungen zulassen. 3. Dann die Aufmerksamkeit auf ein
Problem lenken 4. Nach negativen Gefühlen des
Problems suchen, ob stark oder subtil. 5. Eine Zeit lang – zwei Minuten oder
länger, negative Gefühle, ohne sie gutzuheißen oder negativ zu bewerten,
neutral betrachtend und ohne Anstrengung oder Erwartungshaltung in klar
entspanntem Zustand „auszufühlen“. 6. Gegebenenfalls das Problem nur
gedanklich umgreifen und betrachtend als Problem zulasse, wenn kein
emotionaler Aspekt erkennbar ist. 7. Bei starken emotionalen Reaktionen
wie Angst erst den Höhepunkt der Angst in entspannter Haltung abwarten. Nicht
zu früh beenden, sondern abwarten bis sich die Emotion erschöpft hat 9. Ausklangphase I: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit geschlossenen Augen 8. Ausklangphase II: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit offenen Augen |
Gedankensetzen |
1. Empfohlen: Entspannungstechnik vorschalten. 2. Bequem sitzend oder liegend mit geschlossenen
Augen etwa eine halbe Minute lang alle Wahrnehmungen zulassen. 1. Dann die Aufmerksamkeit auf ein
Problem lenken (keine Ängste wählen) 2. Eine positive Formel formulieren
(Loslassen, Hinwenden, Realisieren, Verstärken). 3. Formel ohne Zielvorstellung leicht
und entspannt auf den Weg bringen 4. Aufmerksamkeit auf die Pausen
zwischen den Wiederholungen der Formeln richten. Körper fühlen. Alle
Wahrnehmungen, gleichgültig ob deutlich oder vage, neutral betrachtend
zulassen. 5. 5, 10 oder 20 Wiederholungen nach Gefühl 6. Ausklangphase I: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit geschlossenen Augen 7. Ausklangphase II: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit offenen Augen |
Ja-Nein-Technik |
1. Empfohlen: Entspannungstechnik vorschalten. 2. Bequem sitzend oder liegend mit geschlossenen
Augen etwa eine halbe Minute lang alle Wahrnehmungen zulassen. 3. Dann die Aufmerksamkeit auf ein
Problem lenken (keine Ängste wählen) 4. Frage: Wird das Problem weiter bestehen? 5. Alle spontanen Wahrnehmungen,
gleichgültig, ob deutlich ioder vage, angenehm oder unangenehm, neutral
betrachtend zulassen bzw. Körper fühlen 6. Frage: Ja? (alternativ: Wird das
Problem weiter bestehen? Nein? 7. Alle spontanen Wahrnehmungen,
gleichgültig ob deutlich oder vage, angenehm oder unangenehm, neutral
betrachtend zulassen bzw. bei starken körperlichen Gefühlen Körper fühlen. 8. Frage: Nein? (alternativ: Wird das
Problem weiterbestehhen? Nein? 9. Alle spontanen Wahrnehmungen,
gleichgültig ob deutlich oder vage, angenehm oder unangenehm, neutral
betrachtend zulassen bzw. bei starken körperlichen Gefühlen Körper fühlen. 10. Mehrere Durchgänge je nach Gefühl 11. Ausklangphase I: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit geschlossenen Augen 12. Ausklangphase II: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit offenen Augen |
Ja-Nein-Wunsch-Technik |
1. Empfohlen: Entspannungstechnik vorschalten. 2. Bequem sitzend oder liegend mit geschlossenen
Augen etwa eine halbe Minute lang alle Wahrnehmungen zulassen. 3. Dann die Aufmerksamkeit auf ein
Problem lenken (keine Ängste wählen) 4. Frage: Wünsche ich mir, dass das Problem
weiter besteht? Alternativ: Habe ich den Wunsch …? (Formulierung je nach
Wunsch ergänzen). 5. Alle spontanen Wahrnehmungen,
gleichgültig, ob deutlich ioder vage, angenehm oder unangenehm, neutral
betrachtend zulassen bzw. Körper fühlen 6. Frage: Ja? 7. Alle spontanen Wahrnehmungen,
gleichgültig ob deutlich oder vage, angenehm oder unangenehm, neutral
betrachtend zulassen bzw. bei starken körperlichen Gefühlen Körper fühlen. 8. Frage: Nein? 9. Alle spontanen Wahrnehmungen,
gleichgültig ob deutlich oder vage, angenehm oder unangenehm, neutral
betrachtend zulassen. 10. Mehrere Durchgänge je nach Gefühl 11. Ausklangphase I: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit geschlossenen Augen 12. Ausklangphase II: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit offenen Augen |
Focusing |
1. Empfohlen: Entspannungstechnik vorschalten. 2. Bequem sitzend oder liegend mit geschlossenen
Augen etwa eine halbe Minute lang alle Wahrnehmungen zulassen. 3. Ein Problem oder allgemeines
Problemgefühl vergegenwärtigen 4. Aufmerksamkeit bevorzugt auf den
feinsten, subtilsten Gefühlsaspekt des Problems lenken, gleichgültig, ob
deutlich oder vage, angenehm oder unangenehm. Neutral betrachtend zulassen 5. Problem mit wenigen Worten benennen.
Gegebenenfalls mehrere Formulierungsversuche 6. Eventuelles Bliss- oder
Evidenzgefühl bei „richtiger“ Benennung „Ausfühlen“. 7. Gefühlsbetrachtung bei Problemvergegenwärtigung
und anschließendes Benennen einige Male wiederholen 8. Zustand nach der Benennung jeweils
als neutraler Beobachter wahrnehmen 9. Ausklangphase I: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit geschlossenen Augen 10. Ausklangphase II: etwa zwei Minuten
ruhiges Dasitzen mit offenen Augen |
Anwendungsbereiche |
Desensibilisierung wirkt in Lebenskrisen, gegen
allgemeine Negativität, Anspannung, Verspannung und Nervosität, körperliche
Schmerzen und additiven Streß und vermindert traumatische Folgen.
Desensibilisierung schafft innere Distanz und damit mehr Handlungsspielraum.
Die Impulskontrolle wird verbessert. Bei Phobien und Ängstlichkeit wirkt besonders die
Problem-Desensibilisierung. Die Ja-Nein-Wunsch-Technik eignet sich hervorragend,
um Motivationen zu erkennen. Gedankensetzen ist effektiv bei mangelnder
Selbstmotivation, um Entwicklung und Selbstentfaltung zu fördern. Die
Fähigkeit, auch im Alltag spontan positive Gedanken zu setzen oder sich von
Problemen abzuwenden, nimmt zu. Die Ja-Nein-Technik ist besonders geeignet
bei Schwierigkeiten, die keinen ausgeprägten emotionalen Gehalt haben, wie
z. B. bei manchen Marotten. Focusing hat seine Stärke und kathartische Wirkung
beim Verdeutlichen und Bewusstmachen von unbewussten oder unklaren
Konflikten. |
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