Lerner

Beeinflussung der Aufmerksamkeit und Konzentration

               

 

 

 

Periodische Schwankungen

Ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Aktivierung besteht in der augenfälligen Schwankung des Tagesrhythmus, auch „circadiane Periodik“ genannt.

Nach einem nächtlichem Tief erfolgt eine langsame Steigerung der Aktivierung zu einem ersten Maximum in der ersten Tageshälfte. Nach einem Absinken der Aktivation erfolgt ein erneuter Anstieg zum zweiten Maximum, das jedoch meist weniger ausgeprägt als das erste Maximum ist.

In dieser Beschreibung wird bewusst auf die Angabe von Tageszeiten verzichtet, da es sich nicht um feste, für alle Menschen gleiche zeitlich fixierte Abläufe handelt, sondern um ungefähre Abläufe, die einer gewissen Schwankungsbreite unterliegen. 

Optimale Lernzeit

Es gibt keine generell optimal Lernzeit. Die für jede Person unterschiedliche Schwankungsbreite verbietet auch eine generelle Angabe der optimalen Lernzeit, da es eben den "Morgenmuffel" und den "Frühaufsteher" gibt und diese jeweils zu unterschiedlichen Zeiten ein völlig unterschiedliches Aktivationsniveau aufweisen.

Ferner ist je nach Lernaufgabentyp oder -anforderung auch ein spezifisches Aktivierungsniveau sinnvoll (hier). 

Tageszeitliche Lerngestaltung

Zwar sind die Periodischen Schwankungen zwischen den Menschen recht unterschiedlich, doch bei ein und derselben Person relativ konstant. Dies lässt folgende Empfehlungen zu:

1.       Eine konstante Tagesperiodik erfordert eine konstante Lernperiodik, d.h. beispielsweise sollte innerhalb einer Woche der Arbeitsbeginn am Morgen nicht zu großen Schwankungen unterliegen oder Zeiten der größeren Pausen sollten über mehrere Tage relativ identisch sein.

2.       Die Leistungsperiodik kann verschoben werden. Innerhalb der Umstellungszeit von 10 bis 14 Tagen ist jedoch mit Leistungseinbußen zu rechnen. Kurzzeitige Lernzeitänderungen sowohl was die Tageszeit als auch die Dauer anbelangt, wirken sich eher nachteilig aus.

3.       Ein störungsfreies Verschieben der Lernzeit muss auch unter Berücksichtigung allgemeiner tageszeitlicher Konventionen (wie Mittagessenszeit) erfolgen. Vor Verschiebung der Lernzeit empfiehlt sich auch die Sammlung von Anhaltspunkten über den ungefähren Verlauf der Aktivierungskurve. Dabei ist es sinnvoll, auf Aspekte wie "Anlaufzeiten", Fehlerhäufungen und Aufmerksamkeitseinbrüche zu achten.

4.       Entsprechend den festgestellten Aktivierungszeiten sollte eine sinnvolle Planung bestimmter Lernaufgaben erfolgen. D.h. in den Bereich von Aktivierungsgipfeln sollten eher anspruchsvolle Lernphasen gelegt werden, hingegen können innerhalb der Anlaufzeiten eher leichtere Routine- oder Wiederholungsaufgaben vorgenommen werden.

Kurzfristige Schwankungen

Aktivierung und damit Konzentration unterliegen gewissen Schwankungen, die nicht nur tageszeitlich sondern auch innerhalb kürzerer Zeitintervalle bemerkbar sind.

Fasst man Konzentration als willkürliche Einengung des Aufmerksamkeitsfeldes auf, so impliziert dies gleichzeitig, dass nicht nur ein gezielte Zuwendung auf bestimmte Objekte oder Inhalte stattfindet, sondern auch demgegenüber eine Unterdrückung anderer, störender Aspekte wie z.B. Umweltreize.

Gerade in Lernsituationen ist die Konzentration auf einen engen Ausschnitt der Umwelt begrenzt, das bedeutet, dass es ein erhebliches Maß an Störeinflüssen zu unterdrücken gibt. Diese Unterdrückung von irrelevanten Reizen lässt über die Zeit hinweg nach und es kommt zur Fluktuation von Aufmerksamkeit und zu ungewollten, kurzzeitigen Pausen in der Lernphase.

Diesen Erschöpfungssymptomen kann mit einer präventiven Pausenregelung begegnet werden

Körperliche Einflüsse

Während der Lernphase sollten Belastungen des physiologischen Gleichgewichts minimiert werden und außerhalb der eigentlichen Arbeitsphasen eingelegt werden (z.B. keine belastenden Mahlzeiten während einer Lernphase; nicht unmittelbar nach starker körperlicher Belastung eine Lernphase planen).  

Externe Faktoren

Die Konzentration auf ein Objekt oder einen bestimmten Inhalt erfordert eine gewisse Aktivierung. Das gleichzeitige Unterdrücken irrelevanter Störeinflüsse benötigt ebenfalls Kapazitäten, so dass bei starken Störeinflüssen mehr Kapazität für deren Unterdrückung erfordert wird, die zur Aktivierungssteigerung führt.

Oft erfolgt auch Gewöhnung an bestimmte Störreize und führt damit zur Senkung von Unterdrückungskapazität. Die Gewöhnung an Störreize ist jedoch nur bis zu einem bestimmten Maß möglich. Beispielsweise führt eine Wohnung in unmittelbarer Nähe zu einer Autobahn nicht zur generellen Gewöhnung an Straßenlärm. Bezüglich der generellen Konzentrationsleistung dürfte in einer derartigen Wohnung stets mit Einschränkungen zu rechnen sein. 

Insofern sollte zur Vermeidung von zu hoher Aktivierung durch externe Faktoren, wo möglich, eine Optimierung der Lernumgebung vorgenommen werden. 

Möbel

Geistige Arbeit findet zumeist unter körperlicher Ruhe statt. Zur Vermeidung einer zu statischen körperlicher Haltung und damit einhergehender einseitiger Muskelbelastung, sollten Sitzmöbel so konstruiert sein, dass eine entspannte und ermüdungsfreie Position einnehmbar ist. Folgende Abbildung veranschaulicht eine optimale Gestaltung von Arbeitmöbeln in Anlehnung an die DIN (dazu auch hier).  

 

 

Raumklima

Innerhalb der Arbeitspsychologie wird ein kompliziertes Wirkgefüge aus Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung sowie Wärme- und Kältestrahlung unter der Klimawirkung am Arbeitsplatz untersucht.

Die generelle Einflussnahme auf Faktoren wie Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung ist an einem privaten Arbeitsplatz relative eingeschränkt. Geht man von einer relativen Konstanz dieser Faktoren aus so hat sich erwiesen, dass eine mittlere Temperatur von ca. 21 Grad als optimal für geistige Arbeit angenommen werden kann.

Natürlich spielen hierbei auch unterschiedliche individuelle Befindlichkeiten eine Rolle, allgemein lässt sich festhalten, dass eine Annäherung an die Optimaltemperatur leistungsfördernd ist. Komplementär bedeutet dies, dass in unterkühlten und v. a. überheizten Räumen schneller mit Aufmerksamkeitsfluktuationen zu rechnen ist als in optimalen Klimakonstellationen.

Auch die direkte Wärmeeinstrahlung, etwa durch Arbeitsplatznähe am Heizkörper oder direkt an einem sonnendurchflutetem Fenster sollten vermieden werden. 

Lärm

Akustische Wahrnehmungen, die nicht unmittelbar zur Lernsituation gehören stellen einen wesentlichen Störfaktor dar (dazu auch hier). Der beeinträchtigende Schall hat mehrere, voneinander unabhängige Dimensionen: Die Schallintensität, die Frequenz, die zeitliche Veränderung des Schallereignisses sowie die subjektive inhaltliche Bedeutung des Schalls.

Somit wäre anzunehmen, dass völlige Stille, wie sie etwa in Schallschutzkammern auftritt, eine Voraussetzung für optimales Lernen sei. Dies stimmt jedoch nicht, in Studien konnte festgestellt werden, dass neben Geräuschen die die eigene Handlung natürlicherweise begleiten ein aktivierender, relativ gleichmäßiger Geräuschhintergrund optimal für die Lernsituation ist. Ein derartiger Hintergrund (wie z.B. durch eine Ventilator oder eine Klimaanlage erzeugt) kann auch unregelmäßige Störgeräusche überlagern

Abwechslung

Eine Grundregel lautet: Abwechslung bringt Spaß und Langeweile tötet jede Konzentration. Aber dennoch muss Abwechselung sehr individuell mit den Bedürfnissen der jeweiligen Person abgestimmt werden.

Es gibt Menschen, die regelrecht aufblühen, wenn sie viele Dinge gleichzeitig tun können und sie springen spielerisch von einer Aufgabe zur nächsten und wieder zurück. Andere fühlen sich angesichts zu vieler Aufgaben überfordert und verzetteln sich.

Abwechselung muss aber auch nicht das Springen von einer Aufgabe zur nächsten heißen, sondern kann in einem Wechsel der Arbeitsmethoden bestehen oder vielleicht auch einfach darin, den Raum zu wechseln und mal draußen auf dem Balkon zu arbeiten. Finden Sie heraus, wie viel Abwechselung Sie persönlich brauchen und was Ihre Konzentration fördert.

Einrichtung

Räumen Sie alles Störende und Ablenkende aus Ihrem Sichtfeld, so dass Sie nur das zur Hand haben, was Sie für die jeweilige Aufgabe brauchen. Wählen Sie als Wandschmuck nur unauffällige Bilder, die Ihre Aufmerksamkeit nicht ablenken.

 

 

Zum Thema Konzentrationsstörungen

http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/GEDAECHTNIS/Aufmerksamkeitsstoerungen.shtml

 

 

 

 

 

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