Neugiermotiv |
Die Motive des Lerners, die durch Genetik
und Lernprozesse in der Persönlichkeit verankert sind werden unter gewissen
Bedingungen „ausgelöst“. Diese Bedingungen sollen hier für das Neugiermotiv betrachtet
werden. |
Aktivation
|
Bei neuartigen, unüberschaubaren und bei sehr einfach
strukturierten Situationen wird der Organsimus des
Menschen relativ stark aktiviert. Unter Aktivation wird im physiologischen
Bereich eine Erregung des zentralen Nervensystems sowie des autonomen
Nervensystems (z. B. Erhöhung der Herz- und Atemfrequenz, Pupillenerweiterung)
und im psychologischen Bereich emotionale Erregung und erhöhte Verhaltensbereitschaft
verstanden. Menschen streben aber normaler Weise einen schwachen
bis mittleren Erregungszustand als Optimum an. Entsprechend werden
Situationen mit einem mittleren Informationswert (Grad der Neuigkeit)
aufgesucht. Grundsätzlich lässt
sich zwischen gerichtetem und diversivem
Neugierverhalten unterscheiden. Dazu im Folgenden noch Genaueres. Neugiermotivation ist
der Musterfall von intrinsischer
Motivation. |
Gerichtetes Neugierverhalten |
Eine Situation weckt unser
Interesse und Entdeckungsbedürfnis (Aufmerksamkeitszuwendung, aktives Aufsuchen
und manipulativer Umgang mit den Objekten) besonders
dann, wenn eine sog. optimale Inkongruenz (= Nicht Übereinstimmung) zwischen
den aktuellen Informationen und den vorhandenen Schemata
besteht. Eine solche optimale
Inkongruenz – auch als dosierte Diskrepanz, kognitiver Konflikt oder Dissonanz
bezeichnet – meint nichts anderes als ein gewisses Maß an neuen Informationen,
die mit dem vorhandenen Wissen nicht deckungsgleich sind. So kann ein neues
Auto mein Interesse wecken, weil ich zwar einiges über Autos weiß, aber
dieses neue Modell noch nicht kenne. Dieser Unterschied zwischen neuem und
altem Wissen darf nicht zu groß und nicht zu klein sein und bezieht sich v.
a. auf die Neuheit, die Komplexität und die Ungewissheit (gibt es den Weihnachtsmann?). Neugierverhalten
wird also hauptsächlich durch
eine (subjektive) Unsicherheit ausgelöst, die in einem mittleren Grad an
Neuheit, Komplexität und Ungewissheit des Wahrgenommenen begründet ist. |
Diversives
Neugierverhalten |
Monotone reizarme
Situationen erzeugen beim Menschen das Bedürfnis nach Abwechslung und
Stimulation. Die Situation legt jedoch aufgrund der Reizarmut keine bestimmte
Aktivität nahe. Entsprechend können Menschen in reizarmen Situationen z. T.
auch auf wenig sinnvolle (z. B. Bugee-Jumping) oder
gar schädliche Aktivitäten (z. B. Vandalismus) wählen. Diversives Neugierverhalten wird also durch eine reizarme
Umwelt gefördert, die das Bedürfnis nach Aktivität hervorruft. Dabei besteht
aber die Gefahr einer wenig konstruktiven Ausrichtung. |
|